Annahme: Der Winterbestand einer Rehwildpopulation musste aufgrund eines hohen Verbissgrades erheblich reduziert werden. Die betroffenen Jäger/ Jägerinnen klagten aber bereits über zu wenige und schwache Kitze und wollten deshalb nicht noch mehr entnehmen. Obwohl sich in den folgenden Jahren die Verbisssituation deutlich verbessert hat, erhöhte sich die Abschusszahl und die körperliche Qualität der Kitze. Erklären Sie dieses Phänomen mit populationsökologischen Grundlagen!
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Wildtierpopulationen entwickeln sich grundsätzlich in Form einer S-förmig verlaufenden Kurve. Der Zuwachs bei wenigen Tieren in einem Biotop ist zwangsläufig gering. Ebenso gering ist der Zuwachs bei sehr vielen Tieren, das heißt am oberen Rand der Biotop-Tragfähigkeit (K-Wert; Kapazitätsgrenze).
Der Grund ist vor allem die hohe innerartliche Konkurrenz (führt zu Nahrungsmangel, körperlicher Schwäche, sozialem Stress, Revierstreitigkeiten, hoher Jugendsterblichkeit, …).
Die höchste Zuwachsrate ist bei einer mittleren Populationsdichte zu erwarten. Das heißt, wegen wenig sozialem Stress und kaum vorhandener Konkurrenz um Nahrung ist eine optimale Versorgung der einzelnen Individuen garantiert. Starke, gesunde Elterntiere sorgen für viele und starke Kitze.
Der hohe Verbissgrad belegte, dass der Rehwildbestand sich am oberen Rand der Biotopkapazität befand. Die Absenkung der Individuendichte wirkte sich positiv auf die Gesundheit der Tiere aus, was sich in einer erhöhten Reproduktion äußerte. Das heißt, insgesamt wurden mehr und stärkere Kitze durchgebracht.
Das Prinzip einer nachhaltigen Jagd besteht darin, den Zuwachs abzuschöpfen. Weil der Zuwachs bei einem zu hohen Tierbestand aber gering ist, konnte nach der Reduktion des Winterbestandes aus oben erklärten Gründen mehr jagdlich genutzt werden als vorher!
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