Am 1. Mai beginnt für viele Jungjäger das Jägerleben. Damit das gut klappt, habe ich ein paar wertvolle Tipps für dich gesammelt. Außerdem gibt es zur Übung viele Bilder aus der Praxis.
Zuallerst die Grundlagen
Für die Jägerprüfung ist das Ansprechen von Rehwild nicht so wichtig. Allerdings kommt man in der Praxis rasch in eine verzwickte Situation, wenn man als frischer gebackener Jungjäger, das falsche Stück erlegt. Deshalb habe ich das Wichtigste beim Ansprechen von Rehwild für den Start ins Jägerleben zusammengefasst.
Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit einigen Grundsätzen und Regeln, die zu jeder Jahreszeit beim Ansprechen helfen. Die folgenden Abschnitte gehen dann auf bestimmte Jagdzeiten und jagdliche Situationen ein. Hier findest du auch viele Beispiele aus der Praxis.
Der Körperbau
Der erste Eindruck ist häufig richtig und dieser wird vor allem durch den Körperbau des Rehwildes bestimmt. Junge Stücke wie Jährlinge und Schmalrehe haben einen schmalen und hochläufigen Körper. Der Träger ist schmal und lang. Alte Böcke hingegen sind viel gedrungener und tragen den starken Träger eher waagrecht.
Verfärben
Der Zeitpunkt des Verfärbens ist ein weiterer Anhaltspunkt für das Alter des Rehwildes. Der alte Spruch „Jung verfärbt vor alt“ hilft hier häufig weiter. Allerdings ist das Verfärben kein sicheres Ansprechmerkmal. Aktuelle Forschung hat gezeigt, dass Wild in guter Verfassung vor Wild in schlechter Verfassung verfärbt. Das macht den alten Leitspruch zwar nicht hinfällig, aber sicherlich anfällig für Fehler.
Das Gehörn
Am Gehörn des Rehbocks können direkt mehrere Dinge beobachtet werden, um das Alter des Bocks abzuschätzen.
Je nach Jahreszeit kann man hierbei auf das Schieben, Verfegen und Abwerfen achten. Grundsätzlich gilt: Die alten Böcke sind mit allem etwas früher dran.
Die folgende Abbildung zeigt dir nochmal den Geweihzyklus des Rehbocks. Im Mai solltest du vor allem darauf achten, ob der Bock schon verfegt hat. Im Winter kann dir das Abwerfen einen Hinweis zum Alter des Rehbocks geben.
Mit einem guten Fernglas kannst du sogar versuchen die Höhe der Rosenstöcke anzusprechen. Junge Böcke haben noch hohe Rosenstöcke. Mit dem jährlichen Abwurf des Geweihs geht jedoch auch etwas Knochen an den Rosenstöcken verloren. Deshalb sind die Rosenstöcke im Folgejahr ein wenig niedriger und bei alten Böcken dann sehr niedrig.
Das Verhalten
Das Verhalten von Wild ist sicherlich kein hartes Ansprechkriterium. Allerdings hat es vor allem für den erfahrenen Jäger einen hohen Stellenwert.
Junge Stücke sind neugierig und wenig zurückhaltend. Sie bewegen sich von Waldrändern rasch auf freie Flächen und verharren auf diesen.
Ältere Stücke – vor allem Männliche – sind viel vorsichtiger und zurückgezogener. Sie meiden freie Flächen und wenn sie doch austreten, dann eher langsam.
Der 1. Mai - Jährling und Schmalreh
Der beste Tipp für die Jagd im Mai: Konzentriere dich auf die Jugendklasse. Jährlinge und Schmalrehe lassen sich vor allem im Mai deutlich leichter ansprechen als die älteren Stücke.
Außerdem ziehen die jetzt einjährigen Stücke häufig noch mit dem Muttertier zusammen, sodass man einen direkten Vergleich des Körperbaus hat. Die Jünglinge sind jetzt deutlich schmaler als die Ricke, da diese noch dazu kurz vorm Setzen ist.
Auffällig sind das schmale, zierliche Haupt und der grazile Körperbau von Jährling und Schmalreh. Im Familienverband sind sie spielerisch und springen herum.
Zudem sind die Jährlinge bereits vollständig verfärbt und richtig rot. Allerdings muss man hier lokale Besonderheiten beachten und sich erst einmal in das eigene Revier eindenken.
Ob Ricke oder Schmalreh kann man Anfang Mai noch sehr sicher am dicken Bauch der tragenden Ricke erkennen. Allerdings relativiert sich das, sobald die Ricke gesetzt hat. Dann ist häufig das Gesäuge (die Spinne) der Ricke ein sicheres Unterscheidungsmerkmal.
Wichtig zu wissen – die Setzzeiten sind je nach Lage des Reviers etwas unterschiedlich, sodass lokale Besonderheiten beachtet werden müssen. Ab November ist dann keine sichere Unterscheidung von Ricke und Schmalreh mehr möglich.
August - Die Blattjagd
Die Blattzeit ist der Jagd auf die Rehböcke vorbehalten. Hier fällt beim Blatten das unterschiedliche Verhalten von jungen und alten Böcken auf.
Während junge Böcke auf das Blatten Hals über Kopf zustehen, geht der alte Bock auf Nummer sicher. Er schaut sich das Spektakel aus der Deckung hinaus und springt deutlich verhaltener, wenn überhaupt.
Wenn man einen reifen Bock erlegen möchte, zahlt sich Geduld hier aus.
Rehwild im Winter ansprechen
Da der Rehbock von Oktober bis Dezember sein Gehörn abwirft, ist das Ansprechen von Rehwild im Winter deutlich schwerer. Trotzdem gibt es 3 eindeutige Merkmale, um Bock und Ricke voneinander zu unterscheiden.
Der Spiegel
Die Unterscheidung des Geschlechts von Rehwild anhand des Spiegels ist nur im Winterhaar möglich. Im Sommerhaar sind die Haare am Spiegel einfach zu kurz.
Bei der Ricke hat der Spiegel einen nach unten zeigenden Fellbüschel – die Schürze. Dadurch wirkt der Spiegel der Ricke herzförmig.
Der Rehbock hingegen hat diesen Fellbüschel nicht, weshalb der Spiegel nierenförmig ist.
Die Art des Nässens
Kein ganz häufiger Anblick, aber wenn man einen günstigen Moment erwischt, ist die Art des Nässens ein sicheres Ansprechmerkmal bei Rehwild
Der Rehbock nässt im Stehen direkt unter sich. Die Ricke hingegen hockt sich nach hinten um zu nässen.
Die Geschlechtsorgane
Das 3. eindeutige Merkmal zur Unterscheidung von Bock und Ricke im Winterfell sind die Geschlechtsorgane. Insbesondere bei alten Rehböcken lässt sich der Pinsel am Bauch klar ansprechen.
Zusammenfassung und Übungen
Unterm Strich geht das echte Lernen nach der Jägerprüfung erst richtig los. Das Ansprechen von Rehwild ist nicht einfach und muss gelernt werden.
Hilfreich ist es den Zahnwechsel des erlegten Stücks zu prüfen. Hier kann vor allem bei jungen Stücken sehr genau das Alter abgeschätzt werden (Siehe: Altersschätzung von Rehwild am Gebiss).
Hier noch eine Sammlung von Bildern, als kleine Übung für den nächsten Ansitz.