Zusammenfassung
Rehe sind die häufigste und kleinste Art der Hirsche in Europa. Es ist das einzige Schalenwild das nicht zum Hochwild gehört. Als Trughirsche sind Rehe näher mit dem Elch verwandt als mit dem Rotwild.
Allgemeines
Begriffe
Zoologische Zuordnung
Körpermaße
Aussehen
Haarkleid
- Kitzflecken: Weiße Tarnflecken von Rehkitzen bis zum ersten Haarwechsel
- Ausnahmen
- Selten: Schwarzes Rehwild (Nordwestdeutschland)
- Sehr selten: Albinos und Schecken
Körperteile
- Das Geweih des Rehbocks wird auch als Gehörn bezeichnet.
- ♂ Pinsel: Männliches Geschlechtsteil beim Rehbock und Keiler
- Kurzwildbret: Äußere Geschlechtsteile des männlichen Schalenwildes
- Weißer Spiegel
- ♂: Nierenförmig
- ♀: Herzförmig, mit Schürze
- Muffelfleck: Weißer Fleck am Nasenrücken einzelner Rehböcke
Duftdrüsen
- Funktionen
- Reviermarkierung
- Anlocken der Partner
- Aufbau
- Stirnorgan (Stirn)
- Nur beim Rehbock
- Reviermarkierung beim Fegen
- Markierung des Einstandes
- Klauensäckchen (zwischen den Schalen der Läufe) → Duftfährte
- Beide Geschlechter
- Laufbürste (Sprunggelenk der Hinterläufe) → Duftfährte
- Beide Geschlechter
Geweih
Allgemeines
- Das Geweih wird beim Rehwild auch Gehörn genannt.
- Nur der Rehbock trägt ein Gehörn.
- Die Färbung entsteht durch Pflanzensäfte beim Fegen.
- Gehörnstufen: Summe der Enden der endenreichsten Stange verdoppeln
- Beispiel 1: 2 x 3 Enden = gerader Sechser
- Beispiel 2: 3 + 2 Enden = ungerader Sechser
- Stärkstes Gehörn mit 3 bis 6 Jahren
Jahreszyklus
- Abwerfen: Oktober bis Dezember
- Schieben: Januar
/Februar - Fegen: März
/April (teils bis Juni) - Entfernen des Bastes vom Gehörn
- Markierung des Einstandes (Duftdrüse)
- Zur Reviermarkierung wird auch nach Abstreifen des Bastes gefegt.
MerkeIm Gegensatz zum Rotwild findet die Geweihentwicklung in der äsungsarmen Winterzeit statt.
Aufbau
- Rosenstock: Auswuchs des Stirnbeins bei Geweihträgern, auf dem die Stange mit der Rose aufsitzt.
Entwicklung
Allgemeines
- Erstlingsgehörn: Gehörn des Bockkitzes im 1. Jahr
- Knopfartig
- Keine Rosen
- Jährlingsgehörn: Erstes Folgegehörn
- Je nach Veranlagung Knopfbock, Spießer, Gabler oder sogar schwacher Sechser
- Rosen vorhanden
- Knopfbock: Gehörn entspricht einem „Knopf“
- Verbliebenes Erstlingsgehörn (dann keine Rosen)
- Als schlechte Entwicklungsvariante (mit Rosen)
- Knopfböcke können in jedem Alter vorkommen
Erstlingsgehörn (Zeitverlauf)
MerkeDas Rehwild ist der einzige heimische Geweihträger, der bereits im ersten Lebensjahr ein Geweih schiebt.
Beurteilung
- Unterscheidung in gute und schlechte Entwicklung
- Ursachen
- Vor allem Ernährung
- Auch Erb- und Umweltfaktoren
Bestimmung des Alters am Gehörn
Es gibt noch weitere Merkmale zur Altersansprache, die allerdings deutlich unsicherer sind. Einige Beispiele beim alten Bock sind:
- Größere Masse des Gehörns
- Verteilung der Masse ist näher an der Basis
- Nasenbein ist flacher und breiter
Gehörnformen
Bewertung
- Basiert auf Formeln nach Punkten
- Bieger Formel
- Internationale Formel
Kriterien
- Stangenlänge
- Auslage
- Gehörngewicht
- Gehörnvolumen
- Schönheitspunkte: Farbe, Rosen, Spitzen der Enden
- Zuschläge
/Abzüge: Enden, Regelmäßigkeit, Gehörnform, Gehörnmasse
Abnormalitäten
- Ursachen
- Hormonstörung
/Stoffwechselstörung - Körperverletzungen
- Weitere Ursachen
- Gehörn im folgenden Jahr ist die Grundlage für die Beurteilung der Abnormalität (Folgegehörn).
Hormonstörung/Stoffwechselstörung
- Häufig ist das Folgegehörn ebenfalls regelwidrig.
Körperverletzungen
Der Ort der Verletzung ist entscheidend für das Folgegehörn.
- Verletzung des Geweihs oder Bastgeweihs (Kolben) → Voraussichtlich normales Folgegehörn
- Verletzung von Rosenstock oder Schädel → Voraussichtlich abnormales Folgegehörn
Weitere Ursachen
Gebiss
Typisches Wiederkäuergebiss
- Siehe: Wiederkäuergebiss
Milchgebiss
- Der vierte Prämolare (p4) ist im Milchgebiss dreiteilig.
MerkeDas Rehkitz wird mit dem kompletten Milchgebiss geboren.
Dauergebiss
Altersschätzung
Merke3 – 6 – 12 (Schieben der Molaren M1-M3)
MerkeDie Alterseinschätzung anhand des Gebisses ist aufgrund des Zahnwechsels im ersten Lebensjahr sehr genau. Danach sind Rückschlüsse aufgrund des Zahnabriebs deutlich gröbere Schätzungen.
Geschlechtsunterscheidung
- Winkelfortsatz des Unterkieferastes
- ♂ - Winkelfortsatz zeigt nach unten (Furche)
- ♀ - Winkelfortsatz zeigt nach hinten (keine Furche)
Ernährung
Allgemeines
- Konzentratselektierer
- Energie- und nährstoffreich
- Leicht verdaulich
- Jahresverlauf
- Höchste Nährstoffaufnahme im Herbst
- Geringste Nährstoffaufnahme im Januar
/Februar
Nahrung
Losung
- Unabhängig vom Geschlecht
Lebensraum und Lebensweise
Vorkommen
- Biotoptyp
- Mischwald, Feldgehölz
- Waldrandzonen
- Felder und Wiesen
- Deckungsreiche Feldflur
- Grenzlinienbewohner (z.B. Waldrand)
- Deutschland: Flächendeckend
- Feldrehe: Leben dauerhaft außerhalb des Waldes
Verhalten
- Sommer: Einzeln (territorial)
- Winter: Gesellig in Sprüngen
- Revierbesetzung durch reifen Rehbock ab März
/April - Weibliches Wild und unreife Böcke werden geduldet
- Reviermarkierung der Rehböcke
- Fegestellen entstehen durch das Verfegen des Gehörns an Bäumen und Sträuchern. Sie werden durch die Sekrete der Stirndrüse markiert.
- Plätzstellen werden mit den Vorderläufen in den Boden geschlagen. Mit dem Sekret der Klauensäckchen erfolgt die Duftmarkierung.
- Je besser das Revier als Setzplatz geeignet ist, desto zahlreicher sind die Ricken.
- Tagsüber in Deckung
- Austritt zum Äsen in der Dämmerung und nach Niederschlag
- Kurzflüchter
- Kulturfolger
Fortpflanzung
Brunft
- Brunftzeit: Juli
/August (3 – 4 Wochen) - Erkennbar an erhöhter Aktivität, insbesondere der Jungböcke
- Je wärmer, desto lebhafter
- Brunftschrei: Keuchen
- Brunftkämpfe: Imponierverhalten, Drohgebärden, Plätzen und Gehörnstöße ins Leere, keine echten Rangordnungskämpfe
- Einzelbrunft (keine Rudel)
- Hexenringe entstehen beim kreisförmigen Treiben (Spuren im Boden)
- Ricke nur für 2 – 3 Tage brunftig
Blattzeit
- Zeit während der Brunft des Rehwildes, in der die Blattjagd erfolgreich ausgeübt werden kann.
- Häufig wird mit der Blattzeit auch die gesamte Brunft des Rehwildes beschrieben.
- Beginnt später als die Brunft des Rehwildes, wenn bereits ein großer Teil der Schmalrehe und Ricken beschlagen sind.
- Rehböcke lassen sich dann leichter durch den Jäger anlocken, da sie kaum noch brunftige, weibliche Rehe finden.
Jungtierentwicklung
- Tragzeit: 9 Monate mit Eiruhe (ca. 3 Monate)
- Eiruhe: Zeit zwischen Befruchtung und verzögertem Beginn der Embryonalentwicklung
- Sie dauert von September bis Dezember
- Setzzeit: Mai
/Juni - Behaart und sehend
- 1 – 2 (bis zu 3) Kitze pro Ricke
- Rehwild gehört zum Ablegetyp
- Kitze werden gerne in hohem Gras abgelegt.
- Vorsicht: Ausmähgefahr
- Säugen für 6 – 7 Monate
- Zuwachsrate 80 – 100 % (bezogen auf die Zahl der Ricken am 1. April)
- Geschlechtsreife mit etwa 14 Monaten
Praxistipps
Jahresverlauf des Rehwildes
Geweihentwicklung und Fortpflanzung wiederholen sich jedes Jahr im gleichen Zyklus. Hierbei müssen sich nur zwei Dinge gemerkt werden.
- Die Setzzeit ist bei den Schalenwildarten im äsungsreichen Mai und Juni.
- Die Brunft findet beim Rehwild im Juli und August statt.
Daraus können die Tragzeit, sowie die Zeiträume des Fegens und Abwerfens hergeleitet werden.
Die Tragzeit von der Brunft bis zur Setzzeit dauert etwa 9 Monate (mit 3 Monaten Eiruhe).
Das Geweih muss pünktlich zur Brunft fertig verfegt sein. Die Fegezeit geht also bis in den Juni. Nach der Brunft kann das Geweih ab Oktober wieder abgeworfen werden.
Ansprechen
Männliches Rehwild
Weibliches Rehwild
- Gesäuge/Spinne:
- Führende Ricke: Sichtbares Gesäuge (im Sommer)
- Schmalreh: Nicht vorhanden
- Ab November ist keine sichere Unterscheidung von Ricke und Schmalreh möglich.
- Gehörnte Ricke: Gehörnte Ricken sind weibliche Rehe, die Stirnzapfen oder sogar Bastgehörne wie Rehböcke entwickeln.
Geschlechterunterscheidung im Winter
MerkspruchDer Bock nässt unter sich und die Ricke hinter sich.
Pirsch
Sinnesorgane
Lautäußerungen
Fährte
Tritt und Fährte des Rehwildes ähneln dem Rotwild. Allerdings sind die einzelnen Tritte deutlich geringer und schmaler. Auch die Ballen sind häufig nicht so klar abgrenzbar.
Wildtiermanagement
- Geschlechterverhältnis: 1:1
- Tragbare Wilddichte: Ca. 10 Stück pro 100 Hektar (ha)
- Zuwachs: 120 % der Ricken am 01.04.
- Jagdarten: Ansitz, Pirsch, (Drückjagd)
- Jagdintervalle
- Mai
/Juni: Jährlinge und Schmalrehe - Ende Juli
/ Anfang August: Reife Böcke in der Blattzeit - September
/Oktober: Kitze und Ricken - November
/Dezember: Nacharbeiten zur Erfüllung des Abschussplans - Wildschäden: Verbiss, Fegeschäden