Zum Schalenwild gehören alle dem Jagdrecht unterliegenden Paarhufer, da ihre Hufe in der Waidmannssprache als „Schalen“ bezeichnet werden. Alles Schalenwild – außer Rehwild – gehört zum Hochwild. Bis auf das Schwarzwild sind alle Schalenwildarten Wiederkäuer.
Die Wiederkäuer haben ein typisches Wiederkäuergebiss und einen speziellen Wiederkäuermagen. Man unterscheidet zwischen Geweihträgern (Cerviden) und Hornträger (Boviden). Bei den Geweihträgern bildet nur das männliche Stück jährlich neue Stirnwaffen aus und wirft sie wieder ab. Bei den Hornträgern entwickeln meist beide Geschlechter ein Gehörn. Dieses wächst ein Leben lang weiter. Je nach Art der Äsung wird bei den Wiederkäuern zwischen Konzentratselektierern, Mischäsern und Raufutterfressern unterschieden.
Die Geweihträger werden an einem Unterschied des Laufskeletts weiter unterteilt in Echte Hirsche und Trughirsche.
Trughirsche | Echte Hirsche | |
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Erklärung |
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Abbildung | ||
Wildarten |
Schema eines typischen Wiederkäuergebisses am Beispiel des Rotwildes. Im Oberkiefer fehlen die Schneidezähne, an deren Stelle eine verhornte Kauplatte zu finden ist. Die oberen Eckzähne sind meist vollkommen zurückgebildet. Beim Rotwild und Sikawild sind sie jedoch als Relikt vorhanden und werden dann als Haken oder Grandeln bezeichnet. Im Unterkiefer sind die Eckzähne als funktionelle Schneidezähne vorgezogen. Hierdurch entsteht eine große Lücke zu den Backenzähnen. Diese bilden eine große Kaufläche zum Wiederkauen.
Wiederkäuer besitzen keinen ersten Prämolaren (P1). Deshalb wird in der Zahnformel mit dem zweiten Prämolaren (P2) begonnen.
Der hinterste Prämolare (p4) ist im Milchgebiss dreiteilig und wird im Dauergebiss auf zweiteilig gewechselt.
In der mündlichen Prüfung wird manchmal nach dem dritten Prämolaren gefragt. Hiermit ist meist der p4 gemeint, der im Milchgebiss dreiteilig ist.
Zahnformel (Dauergebiss) | Abschluss der Zahnentwicklung (Monate) | |
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Rehwild | \(I {0 \over 3} C {0 \over 1} P {3 \over 3} M {3 \over 3} \text{x 2}= \text{32 Zähne}\) | 14 |
Elchwild | 20 | |
Damwild | 26 | |
Sikawild | \(I {0 \over 3} C {1 \over 1} P {3 \over 3} M {3 \over 3} \text{x 2}= \text{34 Zähne}\) | 28 |
Rotwild | 30 |
Zahnformel (Dauergebiss) | Abschluss der Zahnentwicklung (Monate) | |
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Gamswild | \(I {0 \over 3} C {0 \over 1} P {3 \over 3} M {3 \over 3} \text{x 2}= \text{32 Zähne}\) | 44 |
Steinwild | 44 | |
Muffelwild | 44 |
Zahnformel (Dauergebiss) | Abschluss der Zahnentwicklung (Monate) | |
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Schwarzwild | \(I {3 \over 3} C {1 \over 1} P {4 \over 4} M {3 \over 3} \text{x 2}= \text{44 Zähne}\) | 24 |
Säugetiere können pflanzliche Nahrung nur mit Hilfe von speziellen Bakterien als Enzymlieferanten (Verdauungssäfte) verdauen. Bei den Wiederkäuern erfolgt diese Aufspaltung der Nahrung vor allem im Vormagen, der aus Pansen, Netzmagen und Blättermagen besteht. Darauf folgt der Labmagen.
Der Wiederkäuermagen ist sehr sensibel. Deshalb müssen wir ihn PeNiBeL füttern. PeNiBeL: Pansen, Netzmagen, Blättermagen, Labmagen.
Bei richtiger Ernährung produzieren Wiederkäuer das benötigte Eiweiß mit Hilfe von Bakterien selbst.
Selektierer | Mischäser (Zwischentyp) | Gras- /Raufutterfresser | |
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Äsung |
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Verdauung |
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Äsungszyklen |
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Wildart |
Die Notzeitfütterung ist entsprechend des Äsungstyps durchzuführen!
Eine Fütterung, die nicht dem Äsungstyp entspricht, kann zur Vergiftung des Wildes führen.
Waidmannssprache | Laiensprache |
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Lauscher | Ohren bei Schalenwild (außer Schwarzwild) |
Lichter | Augen des Schalenwildes |
Windfang | Nase des Schalenwildes (außer Schwarzwild) |
Äser | Maul des Haarwildes, außer bei Schwarzwild (→ Gebrech) und Raubwild (→ Fang). |
Lauf/Läufe | Beine von vierfüßigem Wild |
Schalen | Klauen der Wiederkäuer und des Schwarzwildes |
Geäfter | Nach hinten stehende Klauen oberhalb der Schalen bei Schalenwild |
Widerrist | Erhöhter Übergang vom Hals zum Rücken bei Vierbeinern (z.B. Schalenwild oder Hunde) |
Wedel | Schwanz bei Schalenwild (außer Schwarzwild) |
Spiegel | Heller Fleck um das Weidloch von Schalenwild |
Weidloch | After des Wildes |
♀ Feuchtblatt | Äußeres weibliches Geschlechtsteil bei Schalenwild |
♀ Spinne | Gesäuge bei Rehwild und den Hirschen |
♂ Brunftrute | Männliches Geschlechtsteil bei Schalenwild |
♂ Brunftkugeln | Hoden bei Schalenwild (außer Schwarzwild) |
Waidmannssprache | Laiensprache |
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Lecker | Zunge des Schalenwildes (außer Schwarzwild: Zunge) |
Schlund | Speiseröhre des Wildes |
Drossel | Luftröhre bei allem Schalenwild |
Drosselknopf | Kehlkopf beim Schalenwild. Knoten an dem die Drossel und der Schlund zusammenhängen. |
Gescheide | Innere Organe in der Bauchhöhle des Schalenwildes. Setzt sich zusammen aus dem Kleinen Gescheide (Weiddarm, Blase, innere Geschlechtsorgane) und dem Großem Gescheide (Pansen), sowie der inneren Organe (Leber, Milz, Niere) |
Kleines Gescheide | Unterteilung des Gescheides zu der Weiddarm, Harnblase und innere Geschlechtsorgane gehören. |
Großes Gescheide | Unterteilung des Gescheides zu dem nur der Pansen gehört. |
Geräusch | Innere Organe in der Brusthöhle des Wildes (Herz und Lunge), sowie angrenzende Organe der Bauchhöhle (Lebern, Niere, Milz). Entspricht dem Kleinen Jägerrecht. |
Tragsack | Gebärmutter des Haarwildes |
Alles, was seine Gallenblase abgeworfen hat, wirft auch sein Geweih ab.
Um beim Lesen der Fährte des Schalenwildes die einzelnen Tritte zu verstehen, hilft die Ansicht des Laufs von unten. Jeder Teil der Laufunterseite hinterlässt einen bestimmten Abdruck im Tritt. Der Schalenrand und die Ballen hinterlassen im Tritt Vertiefungen, wohingegen die Hohle der Laufunterseite als Erhöhung im Boden zu erkennen ist. Das Geäfter wird meist beim flüchtigen Schalenwild abgezeichnet. Beim Schwarzwild wird das Geäfter hingegen auch beim vertraut ziehenden Wild abgebildet.
Laufunterseite | Tritt |
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Merkmal | Geweihträger (Cervide) | Hornträger (Bovide) |
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Kopfschmuck | Geweih nur bei männlichem Wild | Gehörn bei beiden Geschlechtern |
Material | Knochen | Horn |
Basis | Rosenstöcke | Knöcherne Stirnzapfen |
Nährhaut | Bast | Nicht vorhanden |
Geweihwachstum | Zyklisch (hormongesteuert) | Dauerhaft |
Geweihabwurf | Jährlich | Nie |
Altersbestimmung | Ungenau | Möglich anhand von Alters-/Jahresringen |
Gallenblase | Keine | Vorhanden |
Zahnentwicklung | Kurz | Lang |
Schieben | Wachstum des Geweihs im Bast |
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Fegen | Das Abreiben des Basts |
Abwurfstange | Abgeworfenes Geweih |
Passtange | Zwei zueinander passende Abwurfstangen vom selben Stück des gleichen Jahres |
Alt fegt vor Jung!
Jährlinge sind bei der Geweihentwicklung etwa 2 Monate hinterher.
Es dauert etwa fünf Monate vom abgeworfenen bis zum gefegten neuen Geweih.
Wildart | Fegen | Brunft | Abwerfen | Schieben |
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Rehwild | März/April (auch Mai und Juni) | Juli/August | Oktober/November | Dezember - Februar |
Rotwild | Juli/August | September/Oktober | Februar/März | April - Juni |
Damwild/Sikawild | August/September | Oktober/November | April/Mai | Juni/Juli |
Oktober und November, da wirft das Reh die Ständer.
Das Rotwild macht es wie zuvor, doch F(ebruar) und M(ärz) sind sein Ressort.
Das Damwild wirft die Stangen frei von Ende März bis Anfang Mai.
Wildart | Setzzeit | Brunft (Monat) | Tragzeit | Anzahl der Jungen |
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Rehwild | Mai bis Juni | Juli bis August (7 – 8) | 9-10 Monate | 1-2 (3) |
Wisent | Mai bis Juni | August bis September (8 – 9) | 8-9 Monate | 1 alle 2 Jahre |
Elch | Mai bis Juni | September bis Oktober (9 – 10) | 8 Monate | 2 |
Rotwild | Mai bis Juni | September bis Oktober (9 – 10) | 8 Monate | 1 |
Damwild | Mai bis Juni | Oktober bis November (10 – 11) | 8 Monate | 1 (2) |
Sikawild | Mai bis Juni | Oktober bis November (10 – 11) | 7-8 Monate | 1 |
Muffelwild | April bis Mai | Oktober bis November (10 – 11) | 5-6 Monate | 1 (2) |
Gamswild | Mai bis Juni | November bis Dezember (11 – 12) | 6 Monate | 1 (2) |
Steinwild | Mai bis Juni | Dezember bis Januar (12 – 1) | 6 Monate | 1 (2) |
Rehwild | Rotwild | Sikawild | Damwild | Muffelwild | Gamswild | Schwarzwild | |
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Brunft | Juli/August | September/Oktober | Oktober/November | Oktober/November | Oktober/November | November/Dezember | November – Februar |
Tragzeit | 9,5 Monate (mit Eiruhe) | 8 Monate | 7,5 – 8 Monate | 7,5 Monate | 5,5 Monate | 6 Monate | 3 Monate, 3 Wochen, 3 Tage (3-3-3) |
Setzzeit | Mai/Juni | Mai/Juni | Mai/Juni | Mai/Juni | April – Mai | Mai/Juni | Februar – Mai |
Zuwachs | 1 – 2 | 1 | 1 | 1 (selten 2) | 1 (selten 2) | 1 (selten 2) | 3 – 10 |
Zähne | 32 | 34 | 34 | 32 | 32 | 32 | 44 |
Fegen | März/April | Juli/August | September/Oktober | August/September | |||
Geweihabwurf | Oktober/November | Februar/März | April | April/Mai |
Waidmannssprache | Laiensprache |
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Einstand | Ort, an dem sich Schalenwild bevorzugt aufhält. Es wird zwischen Sommer- und Wintereinstand unterschieden. |
Bett | Ruhelager des Schalenwildes (außer Schwarzwild: Lager) |
Schlosstritt | Laufabdruck in der Mitte des Bettes |
Verhoffen | Stehenbleiben von Schalenwild, um zu sichern. |
Abspringen | flüchtig werden von Schalenwild |
Schrecken | Laut bei Beunruhigung bei Paarhufern |
Mahnen | Lock- und Warnlaut des weiblichen Wildes bei den Hirschartigen (z.B. Rotwild) |