Waidwissen logo
Waidwissen

Jagdliches Brauchtum

header image

Zusammenfassung

Das jagdliche umfasst die Verhaltensweisen und Gepflogenheiten der untereinander und während der . Die Grundlage bildet die als Fachsprache der . Auch die liegt im begründet. Das Prinzip der als Zier- und Sammlerobjekt für den ist ein weiterer Brauch. wurden früher zum Informationsaustausch bei weiträumig angelegten Jagden verwendet und werden weiterhin zum Verblasen der angewendet. Der letzte Biss, eine Ehrerweisung an das erlegte , ist nur eines von vielen im angewandten .

Grundlagen

Allgemeines

Waidmannssprache

Die ist eine Fachsprache der . Sie wird von Jägern zur genauen Verständigung bei der Jagd verwendet. Häufig ist ihre bildhaft beschreibende Art effektiver bei der jagdlichen Verständigung als die konventionelle Sprache. Nichtjägern gegenüber wird die aus Respekt nicht verwendet, um Verständnisprobleme zu vermeiden.

Jägerrecht

  • Definition: Naturlohn für den , wenn dieser das selbst aufbricht (Kleines und
    • Sonst für Denjenigen, der das aufgebrochen hat
    • Bezieht sich nur auf
  • Kleines Jägerrecht: , Herz, Lunge, Leber, Nieren, Milz → Entspricht dem
    • Diese Organe sind alle genießbar (Bauchspeicheldrüse ist nicht genießbar)
  • Großes Jägerrecht: und der Hals bis zur dritten Rippe

Erleger

  • Kugelschuss ist, wer den ersten tödlichen Schuss angebracht hat
  • ist, wer den letzten Schuss (Ausnahme angebracht hat
  • Entscheidung liegt im Zweifel beim Revierinhaber oder Jagdleiter

Schüsseltreiben

  • Das ist ein gemeinsames Essen der , Treiber und Hundeführer zum Ende einer – insbesondere nach .
  • Beim kann das Jagdgericht einberufen werden, um waidgerechtes Verhalten zu ehren und Verstöße zu bestrafen. Die Strafen sind heutzutage jedoch spielerisch und beziehen sich häufig auf die nächste Getränkerunde.

AchtungDie dürfen während des Schüsseltreibens nicht unbeaufsichtigt im Auto liegen.

Waidgerechtigkeit

Allgemeines

  • ist die Summe der geschriebenen und ungeschriebenen Verhaltensnormen der fachgerechten .
  • Sie ist gesetzlich vorgeschrieben.
  • Moderne Interpretation:
    1. Tierschutz: Ersparen von Leid für die Tierwelt
    2. Umweltschutz: Berücksichtigung der Umwelt beim jagdlichen Handeln
    3. Mitmenschlichkeit: gegenüber Jägern und Bevölkerung

Merke heißt: Fair zu Tier, Natur und Nachbarn.

Rechtliche Grundlage

Ungeschriebene Grundsätze

  • Dem eine Chance lassen
    • Vogelwild nur streichend bejagen.
    • nicht in der hockend schießen.
  • Jungtiere vor Leid bewahren
    • Keine Elterntiere , sondern zunächst das Jungtier.
  • Es sollte nicht auf zu große Entfernungen gejagt werden.
  • Es soll mit brauchbaren gejagt werden.

Des Jägers Ehrenwort

Merkhilfe„Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein , waidmännisch jagt, wie sich’s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.” (Oskar von Riesenthal, 1880)

Exkurs: Waidgerechte Jagd

Die Initiative „Waidgerechte Jagd“ hat es sich zur Mission gemacht, Jägern einen Wertekompass für die jagdliche Praxis zu bieten. Nichtjäger sollen aufgeklärt werden über eine moderne Art der Jagd. Die Zukunft der Jagd ist in 12 Leitsätzen auf den Punkt gebracht. Viel Spaß auch mit dem stimmungsvollen Video zur .

Bruchzeichen

Allgemeines

  • Ein ist ein abgebrochener, grüner Zweig, der zur Verständigung und Ehrerweisung unter Jägern genutzt wird.
  • Verschiedene Varianten
    • Unbefegte und befegte
      • Bei einem befegten werden Äste und Rinde einseitig mit dem Messer abgeschabt.
    • Armlang oder halbarmlang
    • Kombination mehrerer
  • dienen auch der Ehrung von:
    1. Gestrecktem
    2. Erfolgreichem
    3. Hund nach erfolgreicher
  • Verbrechen: Der "verbricht" einen Anschuss oder eine mit einem , um diese später besser zu finden.

Sofern die nicht in der Nähe des Erlegungsortes gefunden werden können, so dürfen auch alle anderen Baum- und für den verwendet werden.

Bruchgerechte Baumarten

Die waidgerechten oder eignen sich zur Verwendung als . Hierzu gehören:

Sollte mal keine bruchgerechte Holzart am Erlegungsort zu finden sein, dann dürfen auch andere und für den verwendet werden.

MerkhilfeTaFiKiEiEr = , , , ,

MerkhilfeEFEKT = , , , ,

Erkennen der bruchgerechten Baumarten

ErkennenAbbildung
  • Ähnlich der
  • Nadeln stechen nicht

  • Ähnlich der
  • Nadeln stechen
Kiefer/Latsche
  • Lange, paarige Nadeln
  • Typische Blattform
  • Kleine, runde Zapfen ()
  • Kerbe an der „Spitze“

Streckenbrüche

Inbesitznahmebruch

  • wurde in genommen
  • Auf der linken Seite des Stückes
  • Unbefegt, halb armlang
  • Unterscheidung nach Geschlecht
    • Männliches → Gebrochene Seite zeigt in Richtung Haupt
    • Weibliches → Gewachsene Seite zeigt in Richtung Haupt

MerkhilfeDie gebrochene Seite ist ein Pfeil und zeigt dahin, wo etwas wächst. Beim Männlichen wächst (meist) etwas auf dem Kopf, beim weiblichen in der Tracht (Gebärmutter).

Letzter Bissen

Totenwacht

Schützenbruch

  • Würdigung des erfolgreichen Jägers
  • Unbefegt, halb armlang → Rechte Hutseite

Nachsuchebruch

  • Dank für eine erfolgreiche an den Hund
  • Teil des Schützenbruchs wird dem Nachsuchenführer überreicht oder direkt an der Halsung des Hundes angebracht.

Verständigungsbrüche

Anschussbruch

  • Markierung des Anschuss
  • Nicht befegter Zweig, halb armlang
  • Wird in den gesteckt
  • Wird heutzutage häufig durch besser sichtbares buntes Papier oder Leuchtmarkierungsfarbe ersetzt

Fährtenbruch

  • Markierung der Fluchtrichtung
  • Nicht befegt, halb armlang
  • Gebrochene Seite wird angespitzt
  • Männliches → Spitze zeigt in Fluchtrichtung
  • Weibliches → Gewachsene Seite zeigt in Fluchtrichtung
  • Hinter dem (entgegen der Fluchtrichtung) wird der mit einem kleinen Querbruch geäftert. So kann die Fluchtrichtung und das Geschlecht eindeutig nachvollzogen werden.
    • Bei unklarer Fluchtrichtung wird der mit zwei Querbrüchen doppelt .

Hauptbruch

  • Achtung → weitere oder wichtige Informationen
  • Einseitig befegt, armlang
  • Auf dem liegend oder im hängend

Leitbruch

  • Synonym:
  • Gewachsene Spitze zeigt in Folgerichtung
  • Befegt, halb armlang

Standplatzbruch

  • Anzeigen des Schützenstandes bei
  • Armlang
  • Gewachsene Spitze des Hauptbruchs zeigt Richtung des Treibens an

Wartebruch

  • Aufforderung an dieser Stelle zu Warten
  • Unbefegt, armlang
  • Zwei kreuzförmig
  • Gewachsene Spitzen in Richtung der entfernten Person

Warten aufgegeben

  • Warten wurde aufgegeben
  • Zweige der beiden Wartebrüche wurden entfernt
  • Entfernung in Richtung der gewachsenen Spitzen

Sammelplatzbruch

  • Markierung des Sammelpunkts
  • Drei Wartebrüche nebeneinander

Warnbruch

  • Vorsicht: Gefahr
  • Kreisförmig aufgehängter, fast vollständig befegter

Strecke legen

Allgemeines

  • Die einer Jagd wird in Formation gelegt und verblasen.
  • Unterscheidung von
    • Niederwildstrecke
    • Hochwildstrecke
    • Gemischte

Wildbrethygiene

MerkeAus Gründen der wird zunehmend auf das verzichtet.

Wildanordnung

  • liegt auf der rechten Seite
  • Reihe wird von rechts nach links gelegt
  • Häupter in die gleiche Richtung
  • Eine Reihe je Wildart
  • Stärkstes liegt oben
  • wird vor dem Legen der aufgebrochen.

Jagdteilnehmer

  • Jagdherr/Jagdleiter: Oben vor der
  • Schützen: Hinter dem Jagdherrn (vor der
  • Bläser: Hinter der
  • Treiber: Hinter den Bläsern
  • Hundführer: Verteilung mit Schützen oder Treibern je nach Funktion

Niederwildstrecke

Reihenfolge

  1. (v. a.
  2. Hasenartige
  3. und (Hühner, Schnepfen,
  • Jedes 10. wird um eine halbe Wildlänge vorgezogen.

Gemischte Strecke

Jagdsignale

Allgemeines

Jagdhörner

  1. Fürst-Pless-Horn (Tonart: B)
  2. Ventilhorn
  3. Taschenhorn (Clewingsches Horn)
  4. Sauerländer Halbmond
  5. Parforcehorn

Allgemeine Signale

0:000:00
Begrüßung
Jagd vorbei
Halali
Zum Essen

Jagdleitsignale

sind Hornsignale für den geregelten Ablauf der Jagd.

Früher - bei der höfischen Parforce-Jagd - gab es hierzu eine Vielzahl unterschiedlicher Signale.

Heute werden in der Praxis jedoch meist Signale rund um das verwendet. Diese können teilweise auch bei anderen wie der verwendet werden. So sind die Signale "" und "" sogar relevant für die Sicherheit.

0:000:00
Aufbruch zur Jagd
Anblasen des Treibens
Treiber in den Kessel
Das Ganze
Aufhören zu Schießen (Hahn in Ruh)
Sammeln der Jäger

Totsignale

Mit den Totsignalen wird dem erlegten die letzte Ehre erwiesen. Hierzu wird die "verblasen". Dazu werden abhängig von der Wildart unterschiedliche gespielt.

0:000:00
Hirsch tod
Sau tod
Reh tod
Fuchs tod
Hase tod
Flugwild tod

    Notsignale

    • Jägernotruf: 1 – 2 – 1 (Töne)

    0:000:00
    Jägernotruf

    • Schussreihenfolge: 1 – 2 – 1 (Schüsse)
    • Alpiner Notruf: 6 gleiche Signale (optisch oder akustisch) in einer Minute
      • Wiederholung nach einer Minute Pause

    Trophäen

    Allgemeines

    • sind ein Zeichen einer erfolgreichen Jagd.
    • Sie steht nach Brauch dem zu.
    • Verwendung als Erinnerung, zur Zierde oder als Sammelstück.

    Kopfschmuck

    Der Kopfschmuck wird als meist auf einem Brett angebracht und an der Wand aufgehängt. Bei der Aufbereitung muss der Knochen gebleicht werden (z.B. mit Wasserstoffperoxid).

    Zähne

    Haare

    Gerben

    • Verarbeitung von rohen Tierhäuten zu Leder
    • Gerbstoffe stabilisieren das Hautgefüge
    Schalenwild
    • Vor dem Gerben sollte die getrocknet werden (z.B. an der Luft, eingesalzen oder eingefroren).
    Raubwild
    • Verwendung von Handschuhen bei Infektionsverdacht
    • Abziehen am leichtesten am noch warmen Körper
    • Trocknen aufgespannt am Spannbrett bis zum Gerben
      • Mit den Haaren nach innen

    Federn

    Nächster Artikel