Zusammenfassung
Die Nachsuche oder Schweißarbeit ist die Suche des Jägers nach angeschossenem Wild. Sie erfolgt meist mit dem ausgebildeten Jagdhund auf der Schweißfährte. Zur Verkürzung des Leides von krankem Wild ist die Nachsuche eine waidmännische Pflicht des Jägers. Bei einer schwierigen Nachsuche sollte frühzeitig ein Schweißhundegespann zur Nachsuche hinzugezogen werden. Entscheidend ist hierbei ein gut ausgebildeter Jagdhund oder sogar Schweißhund.
Grundlagen
Allgemeines
- Die Nachsuche oder auch Schweißarbeit ist die Suche des Jägers nach angeschossenem Wild. Sie erfolgt meist mit dem ausgebildeten Jagdhund auf der Schweißfährte.
- Es ist die waidmännische Pflicht des Jägers.
- Einfache Nachsuche (viel Schweiß, Lungenschweiß) → Ausgebildeter Jagdhund
- SchwierigeNachsuche → Schweißhundegespanne
- Die Nachsuche bei extremer Hitze oder strengem Frost ist erschwert (→ Schweißhundegespanne).
- Großes Wild mit wenig Schweißaustritt.
- Aufgemüdetes Wild
- Siehe auch: Schusszeichen
Schalenwild und Niederwild
- Schalenwild wird häufig im Intervall nachgesucht.
- Siehe auch: Praxis der Schusszeichen
- Niederwild wird sofort nachgesucht.
- Freie Nachsuche → Grundvoraussetzung: Verlorenbringen
- Bei Misserfolg erfolgt eine erneute Nachsuche im Intervall.
Nachsuchengespann
- Ein Nachsuchengespann ist ein Hundeführer mit seinem Schweißhund.
- Der Hundeführer ist der Nachsuchenführer und benötigt einen Jagdschein
- Der Hund muss auch für erschwerte Nachsuchen brauchbar sein.
Tierschutzrecht (§ 3 TierSchG)
- Das Hetzen von Tieren auf andere Tiere ist verboten.
- Die Jagdhundeausbildung oder Jagdhundeprüfung (z.B. Wildschärfe) an lebenden Tieren ist verboten.
- Das Schnallen des Jagdhundes ist erlaubt, wenn es für eine waidgerechte Jagdausübung notwendig ist.
- Nur auf krankes Wild
- Wenn Fangschuss oder Verfolgung nicht möglich sind.
- Bei Schalenwild im Rahmen der Nachsuche erst am warmen Wundbett
Beispiel: Bei der Nachsuche auf ein angeschossenes Rehkitz in einer unübersichtlichen Dickung bemerkt der Hundeführer, dass das Kitz kurz vor ihm aus dem Wundbett flüchtet. Die Abgabe eines Fangschusses ist in der Dickung nicht möglich. Der Hundeführer darf hier seinen wildscharfen Hund schnallen, um die Leidenszeit des Stückes im Sinne der Waidgerechtigkeit zu verkürzen.
Voraussetzungen
- Brauchbare Hunde (Brauchbarkeitsprüfung)
- Intensive Einarbeitung
- Kontinuierliche Übung
Ablauf
Allgemeines
- Begleitpersonen müssen die Anweisungen des Hundeführers befolgen.
- Die Arbeit am langen Riemen wird gegenüber der freien Suche bevorzugt angewendet.
Hilfsmittel
- Schutzwesten → Signalfarben und teils festes Material (Kevlar, z.B. zum Schutz vor Keilerwaffen)
- GPS-Ortungssysteme mit Antenne
Anschuss
- Die Nachsuche beginnt immer am Anschuss.
- Hier werden Schusszeichen und Pirschzeichen gedeutet, um die Schwere der Nachsuche abzuschätzen.
Fährtensuche
- Das Absuchen der Fährte beginnt erst 2 – 3 Stunden nach Schussabgabe.
- In der Regel erfolgt die Nachsuche am Schweißriemen.
- Besonderheiten beim Nachsuchen:
- „Sofortige“ Nachsuche (1 Stunde nach Schussabgabe) nur bei sicher tödlichem Schuss.
- Bei Dunkelheit nur bei sicher tödlichem Schuss.
- Nachsuche über die Reviergrenzen hinweg→ siehe jeweilige Landesjagdgesetze zur Wildfolge
Qualitätsmerkmale
- Arbeit mit tiefer Nase
- Unterschiedlich je nach Rasse
- Erkennen von Verweiserpunkten
- Wildschärfe
Praxisvideo
Tolles Video-Tutorial einer Nachsuche von den Bayerischen Staatsforsten:
Verweisen
- Verweisen ist das Anzeigen von Pirschzeichen durch den Jagdhund bei der Schweißarbeit oder beim Führen zum verendeten Wild.
- Es ist nur bei der freien Suche notwendig, wenn das Wild zu stark zum Apportieren ist (z.B. Schalenwild).
- Totverbellen: Standlaut des Hundes bis der Führer kommt
- Totverweisen: Auffälliges Verhalten des Hundes (Laut, Hochspringen) beim Führer
- Bringselverweisen: „Bringsel“ (Leder- oder Holzstück an der Halsung) wird in den Mund genommen und bei der Rückkehr zum Führer gezeigt
Fangschuss
- Ein Fangschuss wird abgegeben, um schwer verletztes Wild zu erlegen (z.B. nach Nachsuche oder Verkehrsunfall)
- Der Fangschuss wird immer durch den Hundeführer abgegeben.
- Die Schusswaffe wird erst bei Bedarf geladen.
- Grundvoraussetzung ist die Schussfestigkeit des Hundes
Veranlagung des Hundes
Laute
- Standlaut: Verbellen des gestellten Wildes durch den Jagdhund.
- Tiefer und dumpfer Laut
- Gewünscht
- Spurlaut: Laut des Jagdhundes beim Verfolgen von Wild auf der Fährte ohne das Wild zu sehen.
- Heller Laut
- Bei Bewegungsjagden auf Schalenwild gewünscht
- Sichtlaut: Jagdhund gibt nur Laut bei Anblick von verfolgtem Wild.
- Gewünscht
- Spurlaut wird bevorzugt
- Waidlaut: Ein Hund, der geschnallt Laut gibt, ohne Wild zu verfolgen oder eine Witterung zu haben.
- Jagdlich nicht gewünscht
- Stumm jagende Hunde sind jagdlich weniger geeignet.
Wildschärfe
- Wildschärfe ist die Fähigkeit des Hundes, krankes Niederwild und schwaches Schalenwild (Rehwild) niederzuziehen und stärkeres Schalenwild (Schwarzwild) zu stellen und zu verbellen.
- Bei Bewegungsjagden auf Schalenwild gewünscht.
- Bei der Nachsuche auf krankes Wild unverzichtbar.
- Wildscheue: Unfähigkeit des Hundes Wild niederzutun.
Raubwildschärfe
- Raubwildschärfe ist die Fähigkeit des Hundes Raubwild zu verfolgen und abzutun oder zu stellen und zu verbellen.
Jagdhundeausbildung
Hilfsmittel für den Hund
- Schweißhalsung
- Breit
- Nicht würgend
- Mit Wirbel
- Teils auch Nachsuchengeschirre
- Schweißriemen
- Reißfest
- 6 – 12 m Länge
- Riemenschnalle: Befestigung des Schweißriemens an der Schweißhalsung
Fährte
Hilfsmittel
- Kennzeichnung für den Hundeführer mit sichtbarer Markierung (z.B. Kreide)
- Kennzeichnung für den Hund mit Schweiß (Schalenwild oder Schlachthöfe)
- Ausbringen des Schweißes
- Tupfstock: Ein Tupfstock ist ein Stock, an dessen Ende ein Tupfer hängt. Dieser wird in Schweiß getunkt, um eine Fährte auszuarbeiten.
- Tropfflasche
- Fährtenschuhe zum Einspannen von Wildschalen → Alternative Duftspur zu Schweiß
Künstliche Fährte
- Legen mit Tupfstock oder Tropfflasche (seltener Fährtenschuh)
- Für die meisten Jagdhunde gilt:
- Zunächst Ausbildung an der Futterschleppe zur Förderung der Nase.
- Futterschleppe: Fleischstückchen, Lunge oder Pansen an einen Faden binden und eine Fährte auslaufen
- Im Verlauf erst Training an einer künstlichenSchweißfährte.
- Schweißhunderassen können direkt an einer kalten Gesundfährte von Hochwild eingearbeitet werden.
- Einarbeitung von Verweiserpunkten → Verweisen (Markieren) durch den Hund
- Wundbett → Schweiß, Haare, Bodenverwundung
- Wildbretanteile → Lungenstücke
- Knochensplitter
Schwierigkeit der Fährte
- Kurze oder lange Fährte
- Viel oder wenig Schweiß
- Kurze oder lange Stehzeit (Zeit zwischen Legen und Nachsuche)
- Gerader oder hakiger Verlauf
- Absprünge: Starker Richtungswechsel oder Abspringen von der eigenen Wundspur bei Wild
- Widergänge: Wenn Wild durch mehrere Richtungswechsel wieder auf die ursprüngliche Fährte zurückkehrt.
- Keine oder viele Verleitfährten
- Verleitfährte sind Kreuzfährten von gesundem Wild.
Tipps
Schwarzwildübungsgatter
- Gatter mit Schwarzwild, um Jagdhunden in kontrollierten Bedingungen den Umgang mit Sauen beizubringen.
- Voraussetzungen
- Klinisch gesunder Jagdhund
- Ausreichender Impfschutz
- Hundeführer mit gültigem Jagdschein
- Eindeutige Identifizierbarkeit des Jagdhundes (Chip, Tätowierung)
- Teilweise Eintragung im Zuchtbuch notwendig