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Gamswild

Letzte Aktualisierung: 31.12.2022

Zusammenfassung

Gamswild lebt in Gebirgslandschaften und spielt in den Alpen eine große Rolle im jagdlichen Brauchtum. Im Gesicht hat es typische dunkle Zügel. Das Gehörn von Gamswild wird als Krucken bezeichnet. Es lebt gesellig in Rudeln und kann in harten Wintern deutlich dezimiert werden. Hiervon sind insbesondere die Gamsböcke nach einer kräftezehrenden Brunft betroffen. Für Jäger ist die häufig körperlich anstrengende Gamsjagd im Gebirge ein besonderer Anreiz.

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Allgemeines

Begriffe

Bock, GamsbockMännliches Stück
Geiß, Gamsgeiß

Weibliches Stück

Kitz (Bockkitz, Geißkitz)Jungtier
Schmalgeiß/JährlingsgeißWeibliche Gams im 2. Lebensjahr

Zoologische Zuordnung

OrdnungPaarhufer / Schalenwild
UnterordnungWiederkäuer
FamilieHornträger
UnterfamilieZiegenartige

Körpermaße

  • Höhe (Widerrist): ♂ bis 80 cm
  • Gewicht (aufgebrochen): 15 – 25 kg
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Aussehen

Haarkleid

  • Verfärbt zweimal jährlich
    • Sommerdecke
      • fahlgelb bis rötlichbraun
      • gelbgrau mit Aalstrich
    • Winterdecke
      • dunkelbraun bis schwarz
      • Unterseite heller
    • Selten: einfarbig schwarzes Gamswild (Kohlgams)

    Gamsgeiß SommerhaarGamswild Geiß Winter

    Körperteile

    Körperteile des Gamswildes
    • Krucken: Hörner des Gamswildes
    • Brunftfeigen: Duftdrüsen direkt hinter den Krucken
    • Haupt/Grind: Vorwiegend weißer Kopf des Gamswildes
    • Zügel: Kontrastreiche, dunkle Streifen vom Windfang zu den Lauschern
    • Aalstrich: Dunkle, längere Haare am Rücken
      • Gamsbart: Langes Rückenhaar in der Winterdecke des Gamsbockes (Trophäe)

    Gamswild GesichtGams mit dunklem Aalstrich auf dem RückenGamswild im Winterhaar mit langen Haaren des Gamsbartes.

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    Hörner (Krucken)

    Allgemeines

    Krucken einer GamsKrucken eines Gamsbocks als Trophäe

    Aufbau

    • Stirnzapfen: Auswuchs des Stirnbeins bei Hornträger, auf dem die Horntüten gebildet werden.

    Die Stirnzapfen sind bereits beim frisch gesetzten Kitz als Verdickung des Stirnbeins vorhanden. Die darüber liegende Haut bildet Hornzellen aus, die zunächst einen Hornkegel und im Verlauf des ersten Lebensjahres die 1. Horntüte bildet. Auch die Krümmung der Krucken wird bereits angelegt. Jedes Jahr entsteht eine neue Horntüte, welche in die vorherige verschoben ist. Die basisnahen Ränder der Horntüten bleiben als Ringe sichtbar und ermöglichen ein abzählen der Altersringe.

    Aufbau der Krucken

    Altersbestimmung

    • Altersbestimmung anhand der Jahresringe möglich
    • Stärkstes Wachstum von April bis Dezember
      • Ringe werden bei wenig Wachstum im Winter gebildet
    • Größtes Kruckenwachstum in den ersten 4 Lebensjahren (A)
      • Altersringe gut abgrenzbar
      • Höhe der Krucken nach 5 Jahren festgelegt
    • Ab 5. Lebensjahr langsames Wachstum (B)
      • Altersringe sehr eng und schwer abgrenzbar
    Altersschätzung mit Hilfe der Hornringe der Krucken

    Gamswild jüngerGamswild alt verwaschene Zügel

    Vergleich der Krucken von Bock und Geiß

    AuslageHakelung

    Schlauchquerschnitt

    Bild
    Bock

    Größer

    Stark (≥ 180°)

    Kräftiger, runder Querschnitt

    Krucken eines Gambocks
    Geiß

    Kleiner

    Weniger (90 – 135°)

    Schwächerer, ovaler Querschnitt

    Krucken einer Gamsgeiß

    Es gibt Böcke mit schlechter Hakelung (geißkruckig) und Geißen mit guter Hakelung (bockkruckig), weshalb Hakelung und Auslage zur sicheren Geschlechterunterscheidung nicht ausreichen.

    Kruckenbewertung

    • Basiert auf einem Punktesystem
    • Kriterien
      • Schlauchlänge
      • Kruckenhöhe
      • Auslage
      • Umfang
      • Anzahl der Altersringe
    • Abzüge für Pechbeläge (Pechkrucke)
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    Gebiss

    Typisches Wiederkäuergebiss

    Dauergebiss

    \(I {0 \over 3} C {0 \over 1} P {3 \over 3} M {3 \over 3} \text{x 2}= \text{32 Zähne}\)

    Wie beim Rotwild, nur ohne Grandeln (obere Eckzähne).

    Alterseinschätzung

    • 6. – 14. Monat: Beginn des Zahnwechsels
    • 40. – 48. Monat: Komplettes Dauergebiss
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    Ernährung

    Allgemeines

    Nahrung

    • Sommer: Gräser, Kräuter, Blüten, Blätter, Früchte, Knospen, Büsche
    • Winter: Lahnergras, Triebe, Knospen, Flechten, Moose (Leichte Verbissschäden)
      • Vegetation unter Schneedecke wird freigeschlagen
      • Sonnige Lagen (Südhang) mit freigewehtem Boden
      • Tiefere Waldlagen
    • Hauptäsungszeiten: Früher Vormittag und Nachmittag

    Losung

    • Geschlechtsunabhängig
    • Bohnenförmig

    Gamswild Losung

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    Lebensraum und Verhalten

    Vorkommen

    • Biotoptyp
      • Hochgebirge
      • Latschenregion (oberhalb der Baumgrenze)
      • Lichter und felsiger Bergwald (unterhalb der Baumgrenze)
    • Sommer: Bis auf 4.700 m Höhe
    • Winter: Geringere Höhen, Südseiten, Bergwälder bis Täler
    • Deutschland: Einbürgerung im Schwarzwald und Riesengebirge
    • Europa: Alpen, Pyrenäen, Apenninen, Balkanregion, Kaukasus

    Alpiner Lebensraum des Gamswildes

    Verhalten

    • Gesellig in Rudeln
      • Ältere Gamsböcke sind eher Einzelgänger
      • Scharwildrudel: Weibliches Gamswild und Jungwild
      • Führende Geißen lösen sich vom Rudel und kehren nach dem Setzen zurück
    • Tagaktiv

    KahlwildrudelGamsgeiß

    Waidmannssprache

    KitzgeißGamsgeiß, die ein Kitz führt
    Leitgams/LeitgeißGamsgeiß, die ein Rudel führt
    Scharwild/GeraffelGeißen, Kitze und schwache Böcke zusammen

    Natürliche Gefahren

    Alter

    • Natürliche Altersgrenze bei 20 Jahren
    • Geißen werden älter als Böcke
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    Fortpflanzung

    Paarungszeit: Brunft

    • Brunftzeit: November/Dezember
    • Brunftschrei: Blädern und Keuchen
    • Brunftkämpfe: Verfolgungsjagden und heftige Rangordnungskämpfe
      • Hoher Energieverbrauch
      • Hakeln: Schlagen mit der Krucke bei Gamswild

    Fortpflanzung

    • Geschlechtsreife im 2. -- 5. Lebensjahr
      • Abhängig von Populationsdichte, Klima und Lebensraum
    • Tragzeit: etwa 6 Monate
    • Setzzeit: Mai/Juni
    • 1 (selten 2) Kitze pro Geiß
    • Säugezeit: 6 Monate
    • Nachfolgetyp

    Gamswild Geiß und KitzGamsgeiß und -kitz beim SäugenGamswild KitzeZwei Gamskitze im Vordergrund mit Geiß im Hintergrund

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    Praxistipps

    Ansprechen

    Geschlechterunterscheidung

    MerkmalGamsbockGamsgeiß
    GeschlechtsteilePinselGesäuge
    Hakelung der KruckenStark Weniger
    NässenUnter sichHinter sich

    Altersschätzung

    Merkmal

    Jünger

    Älter

    Haltung

    Aufrecht

    Gedrungen

    Träger

    Dünn

    Kurz und dick

    Haupt

    Kurz

    Länger

    Zügel

    Klar abgrenzbar, kontrastreich

    Verwaschen, kontrastarm

    Pinsel

    Kaum erkennbar

    Gut erkennbar

    Verhalten

    Vertraut, unbekümmert

    Heimlich, scheu

    Sozialverhalten (nur ♂)

    Beim Scharwild

    Einzelgänger, Bockrudel

    Junge Gams

    Pirsch

    Sinnesorgane

    • Sehen: Äugt sehr gut (insbesondere Bewegungen)
    • Geruch: Windet sehr gut (bereits auf große Entfernungen)
    • Gehör: Vernimmt gut

    Lautäußerung

    • Meckern: Normale Lautäußerung (zur Kontaktaufnahme)
    • Pfeifen: Als Warnung
    • Blöken: Bei Not
    • Bläddern: Gamsbock in der Brunft
    • Keuchen: Laut von treibenden Gamsböcken

    Tritt und Lauf

    • Schalen
      • Weiter auseinander stehend
      • Länglich
      • Vorne keilförmig zugespitzt
      • Scharfe Ränder
    • Schalenabdrücke sind nicht geschlossen
      • Anpassung an steinige Böden und steiles Gelände
    Gamswild Fährte
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