Zusammenfassung
Gamswild lebt in Gebirgslandschaften und spielt in den Alpen eine große Rolle im jagdlichen Brauchtum. Im Gesicht hat es typische dunkle Zügel. Das Gehörn von Gamswild wird als Krucken bezeichnet. Es lebt gesellig in Rudeln und kann in harten Wintern deutlich dezimiert werden. Hiervon sind insbesondere die Gamsböcke nach einer kräftezehrenden Brunft betroffen. Für Jäger ist die häufig körperlich anstrengende Gamsjagd im Gebirge ein besonderer Anreiz.
Allgemeines
Begriffe
Zoologische Zuordnung
Körpermaße
- Höhe (Widerrist): ♂ bis 80 cm
- Gewicht (aufgebrochen): 15 – 25 kg
Aussehen
Haarkleid
- Verfärbt zweimal jährlich
- fahlgelb bis rötlichbraun
- gelbgrau mit Aalstrich
- Winterdecke
- dunkelbraun bis schwarz
- Unterseite heller
- Selten: einfarbig schwarzes Gamswild (Kohlgams)
Körperteile
- Krucken: Hörner des Gamswildes
- Schlauch: Einzelne Krucken
- Brunftfeigen: Duftdrüsen direkt hinter den Krucken
- Haupt
/Grind: Vorwiegend weißer Kopf des Gamswildes - Zügel: Kontrastreiche, dunkle Streifen vom Windfang zu den Lauschern
- Aalstrich: Dunkle, längere Haare am Rücken
- Gamsbart: Langes Rückenhaar in der Winterdecke des Gamsbockes (Trophäe)
Hörner (Krucken)
Allgemeines
- Gehörn wird beim Gamswild Krucken (einzeln Schlauch) genannt
- Beide Geschlechter tragen Krucken
- Krucken werden nicht gewechselt (abgeworfen)
Aufbau
- Stirnzapfen: Auswuchs des Stirnbeins bei Hornträger, auf dem die Horntüten gebildet werden.
Die Stirnzapfen sind bereits beim frisch gesetzten Kitz als Verdickung des Stirnbeins vorhanden. Die darüber liegende Haut bildet Hornzellen aus, die zunächst einen Hornkegel und im Verlauf des ersten Lebensjahres die 1. Horntüte bildet. Auch die Krümmung der Krucken wird bereits angelegt. Jedes Jahr entsteht eine neue Horntüte, welche in die vorherige verschoben ist. Die basisnahen Ränder der Horntüten bleiben als Ringe sichtbar und ermöglichen ein abzählen der Altersringe.
Altersbestimmung
- Altersbestimmung anhand der Jahresringe möglich
- Stärkstes Wachstum von April bis Dezember
- Ringe werden bei wenig Wachstum im Winter gebildet
- Größtes Kruckenwachstum in den ersten 4 Lebensjahren (A)
- Altersringe gut abgrenzbar
- Höhe der Krucken nach 5 Jahren festgelegt
- Ab 5. Lebensjahr langsames Wachstum (B)
- Altersringe sehr eng und schwer abgrenzbar
Vergleich der Krucken von Bock und Geiß
MerkeEs gibt Böcke mit schlechter Hakelung (geißkruckig) und Geißen mit guter Hakelung (bockkruckig), weshalb Hakelung und Auslage zur sicheren Geschlechterunterscheidung nicht ausreichen.
Kruckenbewertung
Gebiss
Typisches Wiederkäuergebiss
- siehe: Wiederkäuergebiss
Dauergebiss
Alterseinschätzung
- 6. – 14. Monat: Beginn des Zahnwechsels
- 40. – 48. Monat: Komplettes Dauergebiss
Ernährung
Allgemeines
- Äsungstyp: Mischtyp
Nahrung
- Sommer: Gräser, Kräuter, Blüten, Blätter, Früchte, Knospen, Büsche
- Winter: Lahnergras, Triebe, Knospen, Flechten, Moose (Leichte Verbissschäden)
- Vegetation unter Schneedecke wird freigeschlagen
- Sonnige Lagen (Südhang) mit freigewehtem Boden
- Tiefere Waldlagen
- Hauptäsungszeiten: Früher Vormittag und Nachmittag
Losung
- Geschlechtsunabhängig
- Bohnenförmig
Lebensraum und Verhalten
Vorkommen
- Biotoptyp
- Hochgebirge
- Latschenregion (oberhalb der Baumgrenze)
- Lichter und felsiger Bergwald (unterhalb der Baumgrenze)
- Sommer: Bis auf 4.700 m Höhe
- Winter: Geringere Höhen, Südseiten, Bergwälder bis Täler
- Deutschland: Einbürgerung im Schwarzwald
- Europa: Alpen, Pyrenäen, Apenninen, Riesengebirge, Balkanregion, Kaukasus
Verhalten
- Gesellig in Rudeln
- Ältere Gamsböcke sind eher Einzelgänger
- Scharwildrudel: Weibliches Gamswild und Jungwild
- Geführt von einer erfahrenen Leitgams
- Führende Geißen lösen sich vom Rudel und kehren nach dem Setzen zurück
- Tagaktiv
Waidmannssprache
Natürliche Gefahren
- Fressfeinde: Steinadler, Luchs, Fuchs
- Gamsbestand kann in rauen Wintern stark verringert werden
Alter
- Natürliche Altersgrenze bei 20 Jahren
- Geißen werden älter als Böcke
Fortpflanzung
Paarungszeit: Brunft
- Brunftzeit: November
/Dezember - Brunftschrei: Blädern und Keuchen
- Brunftkämpfe: Verfolgungsjagden und heftige Rangordnungskämpfe
- Hoher Energieverbrauch
- Hakeln:Schlagen mit der Krucke bei Gamswild
Fortpflanzung
- Geschlechtsreife im 2. -- 5. Lebensjahr
- Abhängig von Populationsdichte, Klima und Lebensraum
- Tragzeit: etwa 6 Monate
- Setzzeit: Mai
/Juni - 1 (selten 2) Kitze pro Geiß
- Säugezeit: 6 Monate
- Nachfolgetyp
Praxistipps
Ansprechen
Geschlechterunterscheidung
Altersschätzung
Pirsch
Sinnesorgane
- Sehen: Äugt sehr gut (insbesondere Bewegungen)
- Geruch: Windet sehr gut (bereits auf große Entfernungen)
- Gehör: Vernimmt gut
Lautäußerung
- Meckern: Normale Lautäußerung (zur Kontaktaufnahme)
- Pfeifen: Als Warnung
- Blöken: Bei Not
- Bläddern: Gamsbock in der Brunft
- Keuchen: Laut von treibenden Gamsböcken