Zusammenfassung
Wildschäden sind durch Wild verursachte Schäden in der Forstwirtschaft oder Landwirtschaft. Sie sind abzugrenzen von den Jagdschäden, welche durch die Jagdausübung an Grundstücken entstehen. In der Landwirtschaft werden häufig Schäden durch das Brechen von Schwarzwild verursacht. Forstwirtschaftliche Schäden entstehen häufig als Verbissschäden, Schälschäden oder Fegeschäden. Ursächlich sind häufig eine zu hohe Wilddichte oder Äsungsmangel, welche durch Hegemaßnahmen verbessert werden können.
Grundlagen
Wildschäden
- Wildschäden sind durch Wild verursachte forstwirtschaftliche oder landwirtschaftliche Schäden wie Verbissschäden, Schälschäden und Fegeschäden.
- Häufige Ursachen:
- Geringes Äsungsangebot
- Zu hohe Wilddichte
- Störung des Biorhythmus
- Siehe auch: Rechtliches zu Wildschäden nach Bundesjagdgesetz
MerkeHäufig sind die Ursachen für überhöhten Wildschaden behebbar.
Landwirtschaftliche Wildschäden
Allgemeines
- Schäden entstehen vorwiegend durch Äsung
- Weniger auch durch Wildbewegung und Lagerung von Schalenwild
- Lagerschäden: Durch Niedertreten und Lagern entstandene Wildschäden (z.B. in Getreide)
Schwarzwild
- Wildschäden hauptsächlich an Mais und Kartoffelkulturen
- Schäden an Mais vor allem nach der Saat und in der Milchreife
- Außerdem durch Äsen von Saatgut und Ähren sowie Lagerschäden bei Getreide
- Seltener Lagerschäden an Raps
- Brechen von Wiesen auf der Suche nach tierischem Eiweiß
- Streuobstwiesen mit Fallobst
- Grünstreifen in Weinbergen
Rotwild und Damwild
- Schäden durch Äsen der Früchte
/Saat und Lagerschäden - Betroffene Kulturen
- Getreide
- Mais
- Hackfrüchte
- Raps
- Obstkulturen
Feldhasen und Wildkaninchen
Dachs
- Äsen von Maiskolben
- Aufbrechen von Grünland
Federwild
Forstwirtschaftliche Wildschäden
Verbissschäden
- Verbissschäden sind Wildschäden, die durch das Abäsen von Keimlingen, Knospen und Trieben entstehen.
- Wildarten: Rehwild, Hasen, Wildkaninchen, Auerwild
- Weniger auch Rotwild, Damwild, Sikawild, selten Gamswild, kaum Muffelwild
- Auch durch Mäuse
- Winter: Nadelbäume, weniger Laubbäume (Oktober bis April)
- Sommer: Laubbäume, weniger Nadelbäume (Mai bis September)
Folgen
- Verbiss des Haupttriebes → Hemmung des Längenwachstums
- Stammdeformationen
- Selektion ausgewählter Baumarten in Naturverjüngungen
MerkeAls Folge des Wildverbisses verlieren die Pflanzen ihren Wachstumsdrang und Verkümmern.
Pirschzeichen
- Schalenwildverbiss: Ausgefaserte Abbisstellen
- Hasenverbiss: Glatter Abbiss (Nager)
- V.a. Buchen und Laubbäume (weniger Nadelbäume)
Schälschäden
- Schälschäden sind Wildschäden, die durch das Ablösen der Baumrinde vom Stamm als Äsung entstehen.
- Wildarten: Rotwild, weniger Damwild, Muffelwild und Sikawild, auch Hase und Kaninchen
- Schalenwild nutzt hierzu die Schneidezähne des Unterkiefers
- Baumarten: Kiefer, Tanne, Fichte, Lärche, Wildobstarten, Esche, Buche
- Nadelbäume reagieren mit Harzaustritt (Schutzschicht)
Folgen
Rotfäule
Fegeschäden
- Fegeschäden sind Wildschäden, die durch das Verfegen des Bastgeweihs bei Geweihträgern (Rothirsch, Rehbock, Damhirsch, Sikahirsch) entstehen.
- Bevorzugte Fegebäume (in absteigender Reihenfolge)
- Die Höhe des Fegeschadens ist ein Hinweis für die verursachende Wildart.
- Rehbock ca. in 40 – 60 cm Höhe
- Hiervon abzugrenzen sind Schlagschäden, die durch das Imponierverhalten von männlichen Geweihträgern entstehen.
Wildschadensverhütung
Übersicht
- Mechanische Abwehrmittel (Wildzäune) bewirken einen langfristigsten Effekt.
Direkte Schutzmaßnahmen | Vorbeugende Maßnahmen |
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Flächenschutz
- Vorwiegend durch Zäune (mechanischer Schutz)
- Vorteil: Wirksamster Schutz zur Wildschadensverhütung
- Nachteil: Fläche wird dem Biotop entzogen → Abbau nach Zweckerfüllung
- Schützt vor Verbissschäden, Schälschäden, und Fegeschäden
- Verwendung: Kultur- und Verjüngungsflächen
- Die Jagdausübung in eingezäunten Revierflächen ist erlaubt.
Konstruktionsarten
- Elektrozaun: 3 Drähte in 20 cm, 40 cm und 60 cm Höhe vom Erdboden
- Strom führende Drähte dürfen keine Berührung mit Boden, Pflanzen oder anderen Gegenständen haben
- Eignen sich v.a. für Schwarzwild
- Pfostenzaun
- Hängezaun
- Stützenzaun
Praxistipps
Einzelschutz
Mechanischer Schutz
- Drahthose: Zaun für einzelne Bäume
- Vorteile: Breiter Schutz, langfristig, kein Biotopverlust
- Knospenschutz: Schutz des Leittriebes mit Schafwolle , Hanf oder Klemmen
- Nachteil: Jährliche Erneuerung
- Aluminiumfolie, Stachelbaum, Drahthosen, Fegespirale, Pfisterpfahl
- Vorteil: Schutz vor Fegeschäden, mittelfristig, kein Biotopverlust
- Nachteil: Anfälligkeit gegenüber Verbissschäden und Schälschäden
Chemischer Schutz
- Chemische Schutzmittel auf obere Triebe
- Nachteil: chemisch und nur ½ Jahr Wirksamkeit
Schälschutzverfahren
- Mechanisch
- Grüneinband: Grüne Zweige werden zum Schutz an den Stamm gebunden
- Trockeneinband
- Kunststoffmanschetten
- Chemisch: Anstreichen der Stämme, Schutz bis zu 10 Jahre
- Mechanisch-biologisch (→ Hobeln)
- Kratzen der Rinde (Hobeln) → Austritt von Harz → natürlicher Schälschutz
- Während der Vegetationszeit
Landwirtschaft
Allgemeines
- Beizen: Behandlung von Saatgut (Getreide, Mais) mit Pflanzenschutzmittel zum Schutz vor Pilzbefall und Schädlingen (Vögel und Insekten, teilweise auch gegen Schwarzwild)
- Schwerpunktbejagung (v.a. Schwarzwild) auf gefährdeten Kulturen während der Vegetationszeit
- Erleichtert durch Schneisen in Maisfeldern
Grünland
- Durchführung von Pflegeschnitten
- Gleichmäßige Verteilung von Kuhfladen (Weiden)
- Düngung mit Kalkstickstoff
- Behebung kleinerer Brechschäden durch Zurückdrehen und Festtreten von Grassoden