Der Weg zum Jagdschein ist manchmal ganz schön beschwerlich. Für die Jägerprüfung wird ein unheimlich breites Wissen gefordert und nicht jeder ist ein geborener auswendig Lerner. Deshalb möchte ich ein paar Tipps teilen, die mir das Durchhalten und den Endspurt während der Jagdausbildung vereinfacht haben.
Aus Urheberrechtsgründen: Viele der Ideen stammen von meinen Ausbildern! Danke dafür. 🙂
1. Warum machst Du den Jagdschein?
Das klingt jetzt als würde es nicht zum Thema gehören. Tatsächlich war das „Warum?” für mich jedoch der beste Tipp gewesen, der mich immer wieder zum Lernen motiviert hat.
Die Rotwildbrunft in der Eifel oder ein Morgenansitz im Dunst sind Momente, die ich nicht missen möchte.
Für Dich können die Gründe für den Jagdschein ganz andere sein. Sie sind Deine stärkste Motivation, um Dich regelmäßig an den Schreibtisch zu locken.
Häufig ist die Frage nach dem „Warum?” sogar eine Frage in der mündlichen Jägerprüfung.
2. Kenne die Prüfungsordnung in Deinem Bundesland
Zugegebenermaßen ist das ein sehr trockener Tipp. Jedes Bundesland setzt andere Schwerpunkte für die Jägerprüfung und die aktuellen Lehrbücher können diese unterschiedlichen Inhalte nicht abbilden.
Dein Ziel ist es die Inhalt der Lehrbücher so gut es geht einzugrenzen, um Dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch Deine Ausbilder sind hierfür eine riesige Hilfe.
Bei Waidwissen bilden wir diese Unterschiede der Bundesländer in der Relevanz ab. Diese gibt an wie häufig die Inhalte eines Artikels in Deinem Bundesland geprüft werden.
3. Überblick verschaffen und verstehen
Gerade im Endspurt auf die mündlich-praktische Prüfung neigen viele Jagdschüler dazu, sich mit kleinem Detailwissen zu beschäftigen.
Die Prüfer hingegen überprüfen viel mehr das Verständnis von Zusammenhängen als kleine Fakten.
In der Wildbiologie ist der Jahreszyklus des Wildes ein häufig geprüftes Thema. Nun können Brunftzeiten und Setzzeiten auswendig gelernt werden oder man bringt sie in einen logischen Zusammenhang. Zum Beispiel kann man sich über die verschiedenen Jahreszeiten mit unterschiedlichem Äsungsangebot viel herleiten. Die Natur hat häufig einen guten Grund für ihre Besonderheiten.
Hierzu ein Beispiel aus der mündlichen Prüfung:
Prüfer: „Wann verfärbt das Rehwild?“
Jagdschüler 1 (Der Faktenlerner): „Hm … in welchem Monat war das nochmal … ich glaube so im Mai
Jagdschüler 2 (Der Versteher): „Rehwild verfärbt wie alles Schalenwild zweimal jährlich im Frühjahr und Herbst. Hierbei verfärbt Wild in guter Verfassung vor Wild in schlechter Verfassung oder in einfach: Jung verfärbt vor alt.“
Es ist viel einfacher sich den Sinn des Verfärbens vor Augen zu führen, als sich mit dem genauen Monat zu beschäftigen. Du kannst Dir sicher denken für wen der beiden die Prüfung besser gelaufen ist. 👌
4. Merksprüche für die Fakten
Es gibt leider einige Dinge bei der Vorbereitung auf den Jagdschein, bei denen es einfach nichts zu verstehen gibt. Allerdings helfen gute Merksprüche oder sogar eigene Geschichten dem Wissen einen Sinn oder eine Form zu geben.
5. Checklisten für die Waffenhandhabung
Die Waffenhandhabung ist für viele Jagdschüler eine ziemliche Herausforderung. Bei Missachtung sicherheitsrelevanter Handgriffe ist man schnell mal durch die Prüfung durchgefallen.
Damit Du auch im Prüfungsstress sicher mit den Waffen umgehst, solltest Du Checklisten anlegen. Diese gehst Du in der Vorbereitung täglich im Kopf durch. So kannst Du auch während der Prüfung sicher auf das Wissen zugreifen.
Häufige Situation in der Waffenhandhabung sind zum Beispiel die Zustandsbeschreibung oder die Sicherheitsüberprüfung.
6. Lerngruppen für die mündlich-praktische Prüfung
Viele Jagdschüler haben vor dem mündlich-praktischen Prüfung den größten Respekt. Dabei meinen es die (meisten) Prüfer gar nicht schlecht mit dem Prüfling.
Am besten funktioniert die Vorbereitung auf diesen Prüfungsteil in einer kleinen Lerngruppe. Mit 2 oder 3 Mitstreitern kann man sich die verschiedenen praktischen Themen wie Bäume erkennen oder Wildenten unterscheiden sehr gut gegenseitig abfragen. Einer sucht das „Präparat” raus und die anderen beiden beantworten die Frage.
Das könnt Ihr auch noch weiter an die mündliche Prüfung anpassen. Im Anschluss an das Erkennen des Präparats (z.B. Fischreiher) bietet es sich an noch ein wenig tiefer gehend zu erzählen. Nach dem Motto: „Dann erzählen sie doch mal.” Und schon ist man voll im Prüfungsmodus drin.
Besser kann man sich auf die mündlich-praktische Prüfung nicht vorbereiten. 😀
7. Anleitung für die schriftliche Jägerprüfung
Jeder kann bereits beim ersten Durcharbeiten der offiziellen Prüfungsfragen der Bundesländer viele Fragen richtig beantworten. Hierzu genügt ein wenig gesunder Menschenverstand.
Mit ein wenig zusätzlichem Wissen kann man die schriftliche Prüfung in den meisten Bundesländern schon recht sicher bestehen.
Sollte man doch einmal auf dem Schlauch stehen, kann man sich auf einige Regeln berufen.
- Häufig ist die längste Antwort die Richtige. Der Frageschreiber hat sich mit dieser Antwort nämlich häufig besonders viel Mühe gegeben.
- IMMER und NIE sind Signalwörter und treffen in der Natur häufig nicht zu.
- Im Zweifel antworte immer im Sinne der Natur, der Wildtiere und der Waidgerechtigkeit.
- Außerdem ist die Sicherheit in Zusammenhang mit Waffen und dem Lebensmittel Wildbret hoch zu bewerten.
8. Kontinuierlich lernen
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Soll heißen: Viele kleine Schritte führen zum Ziel.
Du wirst das ganze Wissen für die Jägerprüfung nicht an drei Tagen verinnerlichen. Kontinuierliche Wiederholung ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
Damit das auch wirklich klappt, hilft es das Lernen in Deiner täglichen Routine unterzubringen. In der Dusche oder beim Zähneputzen kann man die Checklisten zur Zustandsbeschreibung super durchspielen. 😏
9. Welcher Lerntyp bist Du?
Der eine lernt besser in Gruppen, der andere nimmt sich ein Buch und ein wieder andere braucht was zu hören.
Jeder lernt anders gut. Heutzutage weiß man, dass vor allem der richtige Mix aus verschiedenen Arten zu Lernen, den entscheidenden Unterschied macht.
Bei der Waffenhandhabung helfen vielleicht vor allem YouTube-Videos und das Jagdrecht lernt man am besten aus dem Buch.
Für alle die Podcasts lieben: Anja Pötzsch hat mit Jagdfieber einen Kanal ins Leben gerufen, der sich vor allem an Jagdschüler richtet. Viele Folgen sind perfekt geeignet für alle die was auf die Ohren brauchen.
10. Der beste Lerntipp für mich
Raus in die Natur
Für mich war das Erleben des Gelernten unheimlich wichtig und das geht so einfach.
Bei jedem Spaziergang kann man ein wenig rechts und links schauen und findet allerlei Jägerwissen. Bäume und Pflanzenkunde sind da relativ nahe liegend, aber auch Pirschzeichen wie Tritte findet man überraschen häufig, wenn man darauf achtet.
Google wusste damals schon viel und mit Waidwissen ist das nachschauen jetzt noch leichter geworden. 😀
Zu zweit macht so ein kleiner Pirschgang natürlich noch mehr Spaß und man kann sein Wissen direkt teilen.
Fazit
Unterm Strich solltest du die meiste Motivation daraus zu wissen, warum du den Jagdschein machst. Das können tolle Erlebnisse in der Natur sein oder auch die Jagdhundeausbildung. Wenn die Motivation stimmt, kommt der Fleiß von ganz alleine.
Und geh doch einfach mal raus und schau, was du von dem Gelernten in deiner Umgebung wiederfindest.
Hoffentlich konnte ich dir ein paar wertvolle Tipps auf dem Weg zur Jägerprüfung mit auf den Weg geben.
Schreib uns gerne mit deinen eigenen Tipps, die dir besonders geholfen haben.
Wir freuen uns, dich auf dem Weg zum Jagdschein zu begleiten. 😀
Lieben Gruß und Waidmannsheil,
Julius von Waidwissen