Schema der Flugbahnkurve einer nicht eingeschossenen und einer eingeschossenen Waffe.

Ballistik

Letzte Aktualisierung: 30.07.2023

Zusammenfassung

Die Ballistik ist die Lehre von den geworfenen oder geschossenen Körpern. In der Jagd beschreibt sie das Verhalten der Geschosse beim Schießen. Die Innenballistik beschreibt die Bewegung des Geschosses im Lauf. Für den Rückstoß ist vor allem die Mündungsballistik verantwortlich. Die Treffpunktlage wird vor allem durch die Außenballistik bestimmt und die Wirkung im Wildkörper wird durch die Zielballistik beschrieben. Kenntnisse zur Ballistik sind die Grundlage zur sicheren und waidgerechten Jagdausübung.

Feedback

Grundlagen

Allgemeines

  • Ballistik ist die Lehre von den geworfenen oder geschossenen Körpern.

Unterteilung

  1. Innenballistik → Bewegung des Geschosses im Lauf
  2. Mündungsballistik → Vorgänge beim Austritt aus der Laufmündung
  3. Außenballistik → Bewegung des Geschosses im Flug (nach Verlassen des Laufs)
  4. Zielballistik → Wirkung des Geschosses im Ziel
Feedback

Innenballistik

Zur Innenballistik gehören die Vorgänge im Lauf von der Zündung bis zum Geschossaustritt.

  1. Schlagbolzen schlägt auf Zündhütchen
  2. Treibmittel (Pulver) verbrennt
  3. Anstieg des GasdrucksHöchster Gasdruck im Patronenlager
  4. Freiflug: Rotationsloser Geschossweg vom Hülsenmund bis zum Erreichen der Züge und Felder
  5. Rotationsbewegung (Drall) → Stabilisierung der Geschossflugbahn
  6. Schussentwicklungszeit: Zeit von der Zündung bis zum Austritt an der Mündung (ca. 0,002 Sekunden)

Feedback

Mündungsballistik

  • Die Mündungsballistik sind die Vorgänge beim Austritt aus der Laufmündung.
  • Mündungsknall: Druckwelle (Gasdruck um 500 bar) bei Verlassen der Laufmündung
  • Geschossknall: Entsteht beim Durchbrechen der Schallgeschwindigkeit durch das Geschoss
  • Der Rückstoß entsteht durch rückwärts wirkenden Gasdruck.
    • Größter Einfluss auf den Rückstoß hat das Gewicht der Waffe
      • Schwere Waffe → Geringerer Rückstoß
    • Außerdem auch Lauflänge und Pulverladung
  • Büchsengeschossen haben eine sehr hohe Mündungsgeschwindigkeit (V0 ca. 700 – 1000 m/s).
  • Schrote haben eine geringe Mündungsgeschwindigkeit (V0 ca. 300-400 m/s).
    • Kleinere Schrote verlieren schneller an Geschwindigkeit.
Innenballistik, Mündungsballistik, Grafik
Feedback

Außenballistik von Einzelgeschossen

Allgemeines

  • Die Außenballistik behandelt die Bewegung des Geschosses im freien Flug (→ Flugbahn).
  • Die Flugbahn entsteht durch das Abfallen des Geschosses während des Fluges durch die Erdanziehung.
    • Es ist eine ungleichförmige Kurve mit steilerem Abfallen bei zunehmender Entfernung von der Mündung.
  • Seelenachse: Gedachte Linie in Längsrichtung durch die Mitte des Laufes.
  • Visierlinie: Bei Feuerwaffen eine gerade Linie zwischen dem Auge des Schützen, der Visiereinrichtung und dem Zielpunkt
  • Wenn die Seelenachse und die Visierlinie parallel verlaufen, folgt ein Tiefschuss.
  • Deshalb werden Waffen mit einem Winkel zwischen Visierlinie und Seelenachse eingeschossen.
  • Streuung: Abweichung einer Serie von Treffern bei gleichem Haltepunkt.
  • Steighöhe: Bei senkrecht in die Höhe abgegebenem Schuss die Entfernung zwischen Laufmündung und höchstem Punkt des Geschosses.
Schema der Flugbahnkurve einer nicht eingeschossenen und einer eingeschossenen Waffe.

Einflussfaktoren auf die Flugbahn

  • Luftwiderstand
    • Geschossform
  • Erdanziehung (Schwerkraft)
  • Witterung (Wind)
    • Anfangsgeschwindigkeit (Geschoss)
    • Rohrerhöhung (Schusswinkel)
    • Drall

    LEWARD: Luftwiderstand, Erdanziehung (Schwerkraft), Witterung (Wind), Anfangsgeschwindigkeit (Geschoss), Rohrerhöhung (Schusswinkel), Drall

    Rasanz

    • Rasanz ist die Gestrecktheit der Flugbahn eines Geschosses
      • Ein rasantes Geschoss hat eine gerade oder gestreckte Flugbahn. Man spricht auch von einer hohen Rasanz.
    • Einflussfaktoren
      1. Anfangsgeschwindigkeit
      2. Geschossform (Widerstand)
      3. Geschossgewicht

    Beispielgeschosse mit hoher Rasanz

    KaliberGeschosstypGeschossgewicht
    6,5 × 68Teilmantel-Spitz6 g
    6,5 × 57 RTeilmantel-Spitz6 g
      Feedback

      Außenballistik von Schrot

      • Anders als bei der Außenballistik von Einzelgeschossen, gibt es bei Schrot zahlreiche Geschosse. Diese beeinflussen einander.
      • Im Flintenlauf berühren die Schrote den Lauf und auch einander. Dadurch kommt es zur Streuung.
      • Die Streuung hat zwei Anteile:
      • Je weiter Schrote fliegen, desto größer ist die Streuung (Breiten- und Längsstreuung).

      Je weiter Schrote fliegen, desto größer ist die Streuung.

      Breitenstreuung

      • Die Breitenstreuung ist für Jäger „wichtiger“.
      • Beeinflussung durch:
      • Sie kann durch mit der 16-Felder-Scheibe (z.B. mit Hasenbild) überprüft werden.

      Schrotgarbe von Normalpatronen und Streupatronen im Vergleich

      Längenstreuung

      • Die Längenstreuung entspricht etwa 1/10 der Schussentfernung
      • 35 m Schrotentfernung ≙ 3,5 m Längenstreuung
      Feedback

      Gefährdungsbereich

      Allgemeines

      • Der Gefährdungsbereich entspricht der höchsten Reichweite von Geschossen aus Schusswaffen.
        • Höchstreichweite: Entfernung zwischen Laufmündung und maximal entferntem Auftreffpunkt des Geschosses.
        • Höchste Reichweite wird bei einem Schusswinkel von 30 bis 35 Grad erreicht.
        • Gefährdung von Menschen und Sachen

        Schrotmunition

        Die Streuung (→ Breitenstreuung) von Schroten erhöht die Breite des Gefährdungsbereichs.

        Breitenstreuung von Schrot

        Übersicht

        MunitionHöchstschussweite
        JagdbüchsenpatronenBis zu 5.000 m

        Pistolen- und Revolverpatronen

        Bis zu 2.000 m
        Schonzeitpatronen1.500 m
        Flintenlaufgeschosse1.500 m
        4 mm Schrotpatronen400 m
        3 mm Schrotpatronen300 m
        2 mm Schrotpatronen200 m

        \(\text{Schrotgröße} \cdot 100 = \text{Gefahrenbereich in Metern}\)

        Feedback

        Zielballistik

        Allgemeines

        • Die Zielballistik ist die Wirkung des Geschosses im Ziel.
        • Je nach Geschoss (Einzelgeschoss oder Schrot) ist die tödliche Wirkung im Ziel anders.

        Primäre Schäden

        • Büchsengeschosse → Mechanische Zerstörung
        • Folgen: Organschäden und Blutverlust führen zum Tod
        • Einflussparameter:
          • Treffpunktlage
          • Zerlegung/Deformation des Geschosses → Energieabgabe
        • Siehe auch: Büchsenschuss

        Sekundäre Schäden

        • Schrotgeschosse → Nervenlähmung → Schocktod
        • Folgen: Sofortiger Tod
        • Einflussparameter:
          • Auftreffgeschwindigkeit
          • Energieabgabe
        • Siehe auch: Schrotschuss
        Feedback


        Zurück zum Anfang