Die 23 Waidsprüche sind eine erste Liste von Jagdsprüchen aus dem 15. Jahrhundert. Sie gehören zum Brauchtum der altertümlichen Jagd. Die ersten Waidsprüche handelten vor allem von der Hirschjagd und waren als Frage und Antwort aufgebaut. So konnten sich waidgerechte Jäger in der Unterhaltung mit einem Frage-/Antwort-Spiel einander zu erkennen geben. Ihre heutzutage bekannte poetische Form haben die Waidsprüche allerdings erst im 16./17. Jahrhundert bekommen.
Das ist des Jägers Ehrenschild,
dass er beschützt und hegt sein Wild,
weidmännisch jagt wie sich´s gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.
Das Schießen allein macht den Jäger nicht aus.
Wer weiter nichts kann, bleibe besser zu Haus.
Doch wer sich ergötzet an Wild und an Wald,
auch wenn es nicht blitzet und wenn es nicht knallt.
Und wer noch hinaussieht zur jagdlosen Zeit,
wenn Heide und Holz sind vereist und verschneit,
wenn mager die Äsung und bitter die Not
und hinter dem Wilde ein herschleicht der Tod
und wer ihm dann wehret, ist Waidmann allein,
der Heger, der Pfleger kann Jäger nur sein.
Ein Jäger, der kein Brauchtum pflegt
das Wild nicht füttert und nicht hegt,
der nur zum schießen ist im Wald,
nicht richtig anspricht eh’es knallt,
gewissenlos lässt Nachsuchen sein,
gibt besser ab den Jägerschein.
Wer sinnvoll Flint’ und Büchs’ benützt
das edle Stück vorm Raubzeug schützt,
dem Wilderer das Handwerk legt
und stehts nach bestem Vorbild hegt,
das Wild vorm Hungerstod bewahrt;
der lebt nach rechter Waidmannsart.
Ein edler Jäger wohlgemut
Zog aus mit seinem Leithund gut
Sucht fürhin in dem Holtze
All sein Gemüt stund ihm dahin
Das er wollt jagen, jagen in sein'm Sinn
Einen edlen Hirschen stoltze.
Beim Jägerschlag wird nach bestandener Jägerprüfung zum Jungjäger „geschlagen“. Hierzu berührt der Jagdherr mit dem Hirschfänger die Schultern des Jungjägers. Hierzu wird der Jägerspruch gesagt.
Der erste Schlag soll dich zum Jäger weihen,
Der zweite Schlag dir Waidgerechtigkeit verleihen,
Der dritte Schlag sei ein Gebot:
Was du nicht kennst, das schieß nicht tot.
Frage | Antwort |
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Weydemann, lieber Weydemann, hübsch und fein, Was gehet hoch wacht vor den edlen Hirsch Von den Feldern gegen Holtze ein? | Das kann ich dir wohl sagen, der helle Morgenstern, der Schattenund der Atem sein, gehet vor dem edlen Hirsch, von Feldern gen Holtze rein |
Weydemann, tu mir kund, wodurch wird der edle Hirsch verwund? | Das kann ich dir wohl sagen: Tuts nicht der Jäger und sein Leithund So bleibt der edle Hirsch unverwund. |
Weydemann, lieber Weydemann, hübsch und fein, Sage mir, wann mag der edle Hirsch am besten gesund seyn? | Das kann ich dir wohl sagen für: Wenn die Jäger sitzen und trinken Bier und Wein ´Pflegt der Hirsch am allergesündesten zu sein. |
Weydemann, lieber Weydemann, sag mir an: Was ist weißer dann der Schnee Was ist grüner dann der Klee Schwärzer als der Rab' Und klüger dann der lägerknab? | Das kann ich dir wohl sagen: Der Tag ist weißer als der Schnee Die Saat ist grüner als der Klee Die Nacht ist schwärzer als der Rab' Schöne Mädchen klüger dann der Jägerknab. |
Auf, auf, mein lieber Weidmann, mit Weidmannsheil,
Daß uns, so Gott walt, was Gutes werde zutheil!
Joho, mein lieber Weidmann, gleichfalls mit Heil,
Daß Gott dir und mir gebe all gute Weil!
In Freud und Leid, zu jeder Stund, hält einer treu zu Dir: Dein Hund!
Wenn Dir ein Mensch ein Unrecht tut und es wird Dir zu bunt,
Beschimpfst Du ihn in Deiner Wut und nennst ihn einen Hund.
Bedenkst nicht, daß ein treues Tier nie so sein könnt wie der.
Der Name Hund ist – glaube mir – ein Schimpfwort nimmermehr.
Er dankt für jedes kleine Stück und blickt Dich an beseelt.
Er spricht zu Dir mit seinem Blick, da ihm die Sprache fehlt.
Erkenn den Wert bevor`s zu spät, sei gut zu Deinem Tier,
Denn, wenn Dein Hund einst von Dir geht, hält niemand mehr zu Dir.
Denn wenn im Wald die Hunde lustig jagen,
das ist die schönste Melodie;
Und auch in meinen letzten Lebenstagen,
Gewiß, niemals vergess ich sie!
Wer die Natur zu schätzen weiß
Als Gottes Werk im Welterleben,
Dem gab der Schöpfer einen Preis:
Das Zeug zum deutschen Waidmannsleben!
Nicht wo du jagst ob Gebirge, Wald oder Au,
nicht was du jagst ob Gams, Hirsch oder Sau,
nicht wer du bist Fürst, Herr oder Knecht,
nur wie du jagst, macht Waidgerecht!
Aufs Wohl des Waidwerks lasst uns trinken,
stoßt an, ihr Jäger, jung und alt.
Hell seht den Wein im Glase blinken,
der rasch das Leben rosig malt.
Auf, Jäger, nehmt das Glas zur Hand
und bringt ein Hoch dem Jägerstand!
Diana möge es uns erlauben
zu spenden unser zweites Hoch
dem alten Gott der gold´nen Trauben,
die er zu unserm Heil erzog.
Auf, Jäger, nehmt das Glas zur Hand
und bringt ein Hoch dem Jägerstand!
Auch wenn man ist ein Jägermann
den Fuchs aufspürt in seinem Bau
im Wald erlegt die wilde Sau,
Fasan und Rebhuhn schießt im Flug,
die zeit verrinnt Zug um Zug.
Die hält keiner von uns an
auch nicht der strammste Jägersmann
nicht mit Pulver, nicht mit Schrot,
schießt man dieses Uhrwerk tot.
Und so ist es halt gescheh´n,
denn man kann es nicht umgehn
es ist uns allen sonnenklar
unser (Name) ist nun (alter) Jahr.
Wir wünschen dazu alles Gute
bleib´weiterhin bei frohem Mute,
laß´dir bei zukünftigen Kellerstunden
Speis´und kühlen Trunk gut munden
erleg´ bei Treibjagd und bei Pirsch
mit sicherem Schusse Has´ und Hirsch.
D´rum wünschen wir für´s Jägerleben,
dass Du mir selten schießt daneben.
Sollte es einmal doch passieren
Nur nicht gleich den Mut verlieren
auch wenn manfünfzig, sechzig ist
man ab und zu daneben schießt.
Wir wollen nun gemeinsam einen heben
und lassen unseren (name) recht hoch leben
Gesundheit, Glück werd ihm zuteil
dem Weidmann ein kräftiges Weidmannsheil!