Zusammenfassung
Ein zentraler Bestandteil der Jägerprüfung ist die Waffenhandhabung in der praktischen Jägerprüfung. Bei sicherheitsrelevanten Fehlern ist die Prüfung schnell beendet. Deshalb möchten wir dir hier ein paar Sicherheitsregeln für die praktische Prüfung und danach mit auf den Weg geben.
Wir ergänzen diese Regeln durch Verhaltensregeln auf dem Schießstand und in der jagdlichen Praxis zum Beispiel bei deiner ersten Gesellschaftsjagd. Außerdem möchten wir dich zur Pflege deiner Waffe motivieren, damit du verlässliches Arbeitsmaterial, das länger hält.
Sicherheitsregeln
Die 10 Gebote der jagdlichen Handhabung
- Der Lauf zeigt immer in den sicheren Bereich und nie auf Personen (→ Sicherer Bereich).
- Jede Waffe ist geladen, bis du dich persönlich vom Gegenteil überzeugt hast (→ Sicherheitsüberprüfung).
- Kontrolliere vor dem Laden den Lauf auf Fremdkörper (→ Sicherheitsüberprüfung).
- Kontrolliere vor dem Laden Munition und Kaliber. Die Munition muss zur Waffe passen.
- Finger hoch und lang – bis kurz vor dem Schuss.
- Versichere dich vor dem Schuss, dass du einen Kugelfang hast und Vorder- und Hintergelände frei sind.
- Entsichere (bzw. Spannen bei Handspannern) erst im Anschlag unmittelbar vor dem Schuss.
- Entlade die Waffe, wenn du den Hochsitz besteigst oder Hindernisse überwindest.
- Auf dem Schießstand und bei der Gesellschaftsjagd ist die Waffe entladen und der Verschluss geöffnet bis du auf dem Stand bist.
- Schütze dich und trage Gehörschutz und Warnkleidung.
Die 4 Sicherheitsregeln
Welcher Merkspruch gefällt dir besser?
MerkhilfeGeladen stets, die Mündung bewacht, Finger weg und Ziel bedacht.
MerkhilfeGeMüFiZi – Geladen, Mündung, Finger, Ziel
Munition
Weitere Grundsätze
- Übergebe eine Schusswaffe an eine andere Person immer ungeladen und mit geöffnetem Verschluss
- Laden erst unmittelbar vor Beginn der Jagd (im Revier)
- Vor dem Laden sichern (soweit möglich)
- Keine Sicherung ist als absolut sicher zu betrachten.
Entladen des Patronenlagers
- Vor Besteigen und Verlassen des Hochsitzes
- Vor Überwinden von Hindernissen
- In gefährlicher Umgebung (Vereisung, ...)
Besondere Vorsicht
- Schlechte Sicht
- Kein Kugelschuss in freien Himmel
- Wasserflächen → Abpraller
- Gefrorene oder felsige Böden → Abpraller
Schießstand
Allgemeines
Verantwortliche Aufsichtsperson
- Alle vom Betreiber der Schießstätte bestellten Personen
- Anforderungen
- Volljährigkeit
- Persönliche Eignung
- Zuverlässigkeit
- Sachkunde
- Eignung für Kinder- und Jugendarbeit (bei Aufsicht über Minderjährige)
- Aufgabe
- Sicherheit gewährleisten
- Verhütung von Gefahren durch Schützen und Waffen
Grundregeln
- Geladene Waffen dürfen nicht übergeben werden.
- Ausnahme: bei Waffenstörung auch geladen an verantwortliche Aufsichtsperson
- Aufnahme fremder Schusswaffen nur mit Erlaubnis des Besitzers
- Anschlagübungen nur mit ungeladenen Waffen im Schützenstand
- Standwechsel mit entladener Waffe und geöffnetem Verschluss
Beladen/Entladen
- Nur im Schützenstand
- Nur mit Mündung in Richtung der Scheiben
- Büchsen → maximal eine Patrone beladen
- Flinten → maximal zwei Patronen beladen
- Entladen nur mit geöffnetem Verschluss
Schießen
Ablegen und Tragen von Waffen
- Entladen
/leeres Patronenlager - Geöffneter Verschluss
- Kippwaffen → abgekippte Läufe
- Andere Waffen → Verschluss offen
- Entnommenes Magazin (wenn vorhanden)
Praxistipps
Einschießen
- Nach Anbringen eines neuen Zielfernrohrs
- Beim Verwenden von Munition einer neuen Losnummer
- Bei möglicher Beschädigung von Waffe und Zielfernrohr (z. B. Sturz)
- Anschießen: Prüfung auf Genauigkeit einer Waffe mit einem einzelnen Schuss.
Vor dem Schuss
- Prüfung der Waffe auf sichtbare Beschädigungen
- Prüfung der Durchlässigkeit von Patronenlager und Lauf
- Fremdkörper können zur gefährlichen Laufsprengung führen.
- Fremdkörper im Lauf müssen vor der Schussabgabe entfernt werden.
- Kipplaufwaffen: Vollständig geschlossener Verschlusshebel
- Sonst kann es bei der Schussabgabe zur Öffnung des Verschlusses kommen → Verletzungsgefahr
- Überprüfung des Stechers (wenn vorhanden)
Schussabgabe
- Ansprechen
- Kugelfang beachten
- Kugelfang:
- Sicherheit von Vorder- und Hintergelände prüfen
- Ist die Schussbahn frei?
- Können andere Stücke verletzt werden?
Besonderheiten
- Versagerpatrone: Nach Betätigen des Abzugs löst sich kein Schuss.
- Vorsicht: Es kann zu einem Nachbrenner kommen.
- Nachbrenner: Verzögerte Schussentwicklung von Munition.
- Vorgehen:
- Nicht repetieren
- Mündung in Richtung Kugelfang belassen!
- 10 Sekunden warten, dann den Verschluss öffnen
- Stecher
- Einstechen erst unmittelbar vor Schuss
- Sichern und Entstechen bei nicht möglicher Schussabgabe
- Schießen mit Zielfernrohr
- Hindernisse in Laufhöhe nicht übersehen
- Tiefschuss bei sehr kurzen Entfernungen
- Mehrläufige Waffen: weitere Schussbereitschaft nach Schussabgabe ist möglich
- Handspannsysteme: Spannung nur unmittelbar vor Schussabgabe
AchtungWenn beim Auslösen des Schlosses kein Schuss abgeht, ist bis zum Öffnen des Verschlusses mindestens 10 Sekunden zu warten, da es zu einer verzögerten Zündung (Nachbrenner) kommen kann.
Aufbewahrung
- Die Aufbewahrung von Schusswaffen sollte mit entspanntem Schloss erfolgen
- Ein Abzug je Schloss → Schließen des Verschlusses bei durchgedrückten Abzügen
- Funktioniert nicht bei automatischer Sicherung → Abschlagen mit Pufferpatronen
- Ein Abzug für mehrere Schlösser → Verwendung von Pufferpatronen
- Waffen mit Ejektoren → Entspannen durch Abschlagen der Schlosse mit Pufferpatronen
Beispiel: Drilling
- Zwei Abzüge mit drei Schlössern
- Durch das Durchdrücken der Abzüge beim Schließen des Verschlusses werden nur zwei von drei Schlössern abgeschlagen werden
- Das dritte Schloss (z. B. der rechte Schrotlauf) kann durch Verwendung von Pufferpatronen abgeschlagen werden
- Zur Vereinfachung können auch drei Pufferpatronen zum Abschlagen aller Schlösser verwendet werden
Führen von Langwaffen
- Waffe mit starrem Lauf: Offener Verschluss, gesichert, entladen, Laufmündung nach oben
- Kipplaufwaffe: Geöffnet
/abgekippt, entladen, Laufmündung nach unten - Während der Jagdausübung: Geladen, Lauf nach oben
Waffenpflege
Waffen und Optik sollten robust sein, aber gerade die Optik ist ganz schön sensibel. Ein Minimum an Pflege verbessert Schusspräzision und Haltbarkeit.
Lauf und Patronenlager
- Rückstände von Geschossen können die Schusspräzision verschlechtern
- Reinigung ausgehend vom Patronenlager zur Mündung
- Verwendung von spezieller Reinigungsflüssigkeit
- Im Anschluss auswischen
- Entfernung von Öl vor dem Schuss
- Ölschuss: Hochschuss durch öligen Lauf
- Leichte „Einölung“ nach dem Schuss (zum Wegschließen)
- Teilweise spezielle Reinigungsmittel
- Rückstände von Waffenpflegemitteln (chemische Lösungen) stellen kein Sicherheitsrisiko dar
Schaft
- Lackschäfte → wenig pflegeintensiv, Kratzervorbeugung
- Ölschäfte → Konservierung mit Schaftölen
Optik
- Optikpinsel → Staub und Fremdkörper
- Optikpflegetücher für nasse Teile
Entsorgung
Munition
- Bei zuständiger Waffenbehörde
- Zum Hersteller
- Delaborierbetrieb
- Beim Waffenhändler (Verkäufer)