Zusammenfassung
Infektionskrankheiten können neben Bakterien auch von Viren verursacht werden. Viren sind kleinste Erreger und benötigen zur Vermehrung immer eine Wirtszelle. Je nach Art des Virus kann es zu unterschiedlichen Erkrankungen kommen. Einige dieser Erkrankungen verlaufen nahezu ohne Anzeichen, während andere wie die Tollwut immer zum Tod führen. Da häufig Ansteckungsgefahr für den Menschen oder Seuchengefahr mit Anzeigepflicht besteht, sollte der Jäger einige dieser Krankheiten erkennen können.
Tollwut
Allgemeines
- Immer tödlicher Verlauf
- Hohe Ansteckungsgefahr für den Menschen
- Infektionsweg: Biss, Lecken, Wunden, Schleimhautverletzung (Speichel)
- Anzeigepflicht bereits bei Verdacht!
MerkeSchon der Verdacht auf Tollwut ist unmittelbar beim Veterinäramt anzeigepflichtig.
MerkeFür den Menschen besteht eine hohe Ansteckungsgefahr und der Verlauf ist immer tödlich. Deshalb sollen erkrankte Tiere nicht berührt werden und unbedingt Schutzhandschuhe getragen werden.
Nachweis
- Spezialuntersuchung der Veterinärämter
- U.a. mikroskopische Untersuchung des Gehirns
- Ganzer Wildkörper ist der Veterinärbehörde zuzuführen
- Fuchsbalg darf nicht verwertet werden
- Bei größeren Tieren wird nur der Kopf eingesandt
Betroffene Tiere
- Fuchs (70–80% der Fälle)
- Fledermaus
- Hund und Katzen
- Dachs, Marder
- Selten Schalenwild
Krankheitszeichen
- Inkubationszeit: 3 Wochen bis 6 Monate
Allgemeine Zeichen
- Unruhe und Wesensveränderung (zutraulich oder angriffslustig)
- Fressunlust
- Hautabschürfungen
- Vermehrter Speichelfluss
- Hängender Kiefer
- Stimmveränderung
Verläufe
- Stille Wut: Lähmungsstadium
- Rasende Wut: Beißstadium → Lähmungsstadium
Gegenmaßnahmen
- Abschuss kranker Stücke
- Intensive Fuchsbejagung
- Impfköderaktionen (Fuchs)
- Impfung von Jagdhunden
- Ausweisung von Sperrbezirken
Hundekontakt mit tollwütigen Tieren
- Nachweislich geimpfter Hund → Quarantäne
- Nicht geimpfter Hund → Tötungspflicht
Wildbretverwertung
- Genussuntauglich
Impfungen
- Mensch: Vorbeugende Impfung empfohlen bei hohem Infektionsrisiko
- Bei Kontakt kann eine sofortigeImmunisierung durchgeführt werden
- Hund: Regelmäßige vorbeugende Impfung
Aujeszkysche Krankheit
Allgemeines
- Synonym: Pseudowut
- Inkubationszeit: 2 – 6 Tage
- In der Regel tödlich
- Seuchengefahr
- Anzeigepflicht für Hausschweine, jedoch nicht für Schwarzwild
- Genussuntauglich
- Virus ist sehr umweltstabil (bleibt bis Monate ansteckungsfähig)
Betroffene Tiere
- Schwarzwild und Hausschweine
- Fuchs
- Hunde und Katzen → immer tödlich (1 – 3 Tage)
- Andere Tiere in Einzelfällen
Infektionsweg
- Sekret aus Nasen- und Rachenraum von Schwarzwild
- Aufnahme von infektiösem, rohem Fleisch (z.B. Schwein), Gescheide oder Blut
Krankheitszeichen
- Schwarzwild
- Asymptomatisch, allgemeine Beschwerden
- Bei Frischlingen schnell tödlich
- Hund und Katze
- Wesensveränderung → „Pseudowut“
- Speichelfluss und Schluckbeschwerden
- Atembeschwerden
- Führt immer zum Tod
Gegenmaßnahmen
Behandlung
- Keine Behandlung
- Keine Schutzimpfung
Vorbeugung
- Keine Fütterung des Hundes mit rohem Schweinefleisch oder Aufbruch
- Verzicht auf das Genossenmachen
- Kein Belecken von erlegtem Schwarzwild
- Auf Drückjagden zentral Aufbrechen und Aufbruch sicher entsorgen
Schweinepest
Allgemeines
- Sehr umweltstabil
- Große Verschleppungsgefahr
- Durch Seuchen große Wirtschaftsschäden
- Nicht auf Menschen übertragbar
- Anzeigepflicht
- Unterscheidung zwischen klassischer Europäischer Schweinepest (ESP) und Afrikanischer Schweinepest (ASP)
Betroffene Tiere
- Schwarzwild
- Hausschweine
Infektionsweg
- Aufnahme von virushaltigem Schweinefleisch
- Verfütterung infizierter Speiseabfälle
- Direkter Kontakt der Tiere
- Indirekter Kontakt über Vektoren (z.B. Jagdbekleidung oder Messer)
Krankheitszeichen
- Unterscheidung von Europäischer und Afrikanischer Schweinepest anhand der Krankheitszeichen nicht möglich
- Laboruntersuchung ermöglicht Unterscheidung
Verhaltensauffälligkeiten
- Verändertes Verhalten
- Erhöhte Zutraulichkeit
- Geringe Scheu
- Tagaktiv
- Sucht keine Deckungen auf
- Bewegungsstörungen
- Fieber → Abkühlung in Gewässern
- Durst
- Durchfall (blutig)
/Erbrechen
Zeichen am Aufbruch
- Punktförmige Einblutungen: Niere, Milz, Blase, Lymphknoten, Luftröhre
- Starke Blutungen einzelner Organe (z.B. Darm)
Entzündungen
- Lunge
- Magen-Darm
- Milz
- Niere
Europäische Schweinepest
- Akuter Verlauf (Frischlinge) → Hauptüberträger
- Chronischer Verlauf (ältere Tiere)
- Ausbildung einer Immunität nach überstandener Infektion
Afrikanische Schweinepest
Akuter Verlauf
- Fieber
- Durchfall
- Tödlich innerhalb von 10 Tagen
Subakuter Verlauf
- Fieber
- Schwäche
- Lungenentzündung
Chronischer Verlauf
- Unspezifisch
- Durchfall
- Seltener Verlauf
Gegenmaßnahmen
- Verhinderung von Abwanderung
- Abschuss erkrankter Stücke
- Intensive Einzelbejagung mit Fokus auf Frischlinge und Überläufer
- Keine Treib- und Drückjagden
Vorbeugung
- Untersuchung von ausgewähltem Schwarzwild und Fallwild
- Regulierung der Schwarzwildbestände
- Vermeidung zentraler Fütterungen
- Aufrechterhaltung der Sozialstrukturen von Rotten
- Impfung über Köderimpfstoffe ist (für die Europäische Schweinepest) möglich
Wildbretverwertung
- Genussuntauglich
Myxomatose
Allgemeines
- Hohe Sterblichkeit
- Verschleppungsgefahr
Vorkommen
- Fast nur Wildkaninchen
- Selten Hauskaninchen
- Sehr selten Hasen
Infektionsweg
- Stechinsekten
- Direkten Kontakt
Krankheitszeichen
- Inkubationszeit: 2 – 6 Tage
Verhaltensauffälligkeiten
- Antriebslosigkeit
- Bleiben dem Bau fern
Hinweise am Körper
- Schwellung der Unterhaut (insbesondere Hodensack und Weidloch)
- Verdickter Kopf (→ „Löwenkopf“) und Ohrmuscheln
- Entzündete und verklebte Augenlider → Tränenfluss und Blindheit
Gegenmaßnahmen
- Starke Bejagung
- Wildbret ist genussuntauglich
Staupe
Allgemeines
- Virusinfektion
- Infektionsrisiko für Jagdhunde
- Häufig tödlich
Vorkommen
Übertragung
- Tröpfcheninfektion über alle Sekrete und Exkrete
- Direkter Kontakt: Belecken
- Indirekter Kontakt: infiziertes Futter oder Wasser
Krankheitsbild
Allgemeinsymptome
- Inkubationszeit: 6 – 8 Tage
- Abhängig von beteiligten Organen
- Fieber
Organsysteme
- Lunge: Atemnot, Husten, Nasenfluss
- Magen
/Darm: Durchfall, Erbrechen - Nerven: Zuckungen, Lähmung
- Haut: Rötung
- Geschwollene
/gerötete Augenlider
Komplikation
- Bakterielle Sekundärinfektion
Spätzeichen
- Staupegebiss: Zahndeformierungen und -defekte
- Hartballenkrankheit: verhornte Zehen
Gegenmaßnahmen
- Schutzimpfung für Hunde
Leberentzündung
Allgemeines
- Synonym: Hepatitis
- Bezug auf infektiöse, virusvermittelteLeberentzündung
Vorkommen
- Hunde, insbesondere Junghunde
- Füchse
Übertragung
- Direkter oder indirekter Kontakt
Krankheitsbild
- Staupeähnlich
- Fieber
- Magen
/Darm: Bauchschmerzen, Erbrechen, blutiger Durchfall - Gekrümmter Rücken
Zwingerhusten
Allgemeines
- Multifaktorielle Erkrankung
- Viral, bakteriell, Abwehrschwäche
Vorkommen
- Hunde
Übertragung
- Tröpfcheninfektion → direkter und indirekter Kontakt
- Vorsicht bei Welpenschulen und Tierheimen
Krankheitsbild
- Fieber
- Atemwegsinfektion → Husten
Gegenmaßnahmen
- Impfung möglich (keine Pflicht)
Parvovirose
Allgemeines
- Virusinfektion von Hunden
- Bei Welpen schneller Tod möglich
Übertragung
- Direkter oder indirekter Kontakt
Vorkommen
- Hunde
- Wölfe
Krankheitsbild
- Mattigkeit
- Fieber
- Erbrechen, Durchfall
- Herzbeteiligung mit Todesfolge möglich
Gegenmaßnahmen
- Einmalige Impfung von Hunden ab 12 Wochen notwendig
Rabbit Haemorrhagic Disease
Allgemeines
- Synonyme: Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD), Chinaseuche
- Inkubationszeit: 1 – 3 Tage
- Hohe Sterblichkeit (5 – 100 %)
- Tödlich in 12 – 48 Stunden
Übertragung
- Direkter Kontakt
- Indirekt über Stechinsekten (Vektorenkrankheit) oder Gegenstände
- Jungtiere erkranken nicht, sind jedoch auch Überträger
Vorkommen
- Wildkaninchen (Einzelfälle mit Hasen) → hohe Bestandseinbrüche
Krankheitsbild
- Wesensveränderung
- Krampfanfälle
- Endstadium mit krampfhaftem Überstrecken des Kopfes
- Punktförmige Einblutungen
- Organschwellungen
European Brown Hare Syndrom (EBHS)
Allgemeines
- Virale Leberentzündung des Feldhasen
- Sehr hohe Sterblichkeit (bis zu 100 %) → Bestandsverluste
- Ungefährlich für Menschen und andere Tiere
- Seuchengefahr
Übertragung
- Ausscheidung über Sekrete und Exkrete
- Direkte fäkal-orale Übertragung
- Indirekte Übertragung über Wasser und Futter
Vorkommen
Krankheitsbild
- Schwäche, Apathie, Verlust der Scheu
- Bewegungsstörungen (z.B. Paralyse der Hinterhand)
Zeichen am Aufbruch
- Blutungen der inneren Organe
- Geschwollene, hellere Leber
Geflügelpest
Allgemeines
- Synonyme: Vogelgrippe
- Anzeigepflichtige Tierseuche
- Verschleppung über weite Strecken durch infizierte Zugvögel
- Erster Hinweis sind häufig gehäufte Todesfälle von Wildvögeln.
- Übertragung auf Menschen bei intensivem Kontakt mit infizierten Vögeln möglich
Übertragung
- Tröpfcheninfektion über eingeatmete Luft
Vorkommen
Krankheitsbild
- Schwäche
- Atmungsstörungen
- Durchfall
- Neurologische Störungen
Hantavirus
Allgemeines
- Nagetiere wie Mäuse und Ratten sind die natürlichen Wirte für Hantaviren.
- Hauptüberträger in Deutschland ist die Rötelmaus.
- Sie tragen das Virus in sich, ohne selbst zu erkranken.
- Übertragung auf den Menschen durch Nagetiere
- Direkter Kontakt
- Indirekt über Virus-belasteten Staub oder Ausscheidungen
Krankheitsbild (beim Menschen)
Eine Infektion mit dem Hantavirus kann beim Menschen eine Hantavirose auslösen.
- Tödlicher Verlauf ist möglich
- Fieber und grippeähnliche Beschwerden
- Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
- Nierenversagen
Gegenmaßnahmen
- Keine gezielte Behandlung möglich → Vorbeugung von Infektionen
- Hygienemaßnahmen
- Hände waschen nach möglichem Kontakt
- Desinfektion von verunreinigten Flächen
- Mundschutz und Handschuhe bei der Reinigung tragen
- Fernhalten von Ratten und Mäusen