Viruskrankheiten

Letzte Aktualisierung: 12.04.2023

Zusammenfassung

Infektionskrankheiten können neben Bakterien auch von Viren verursacht werden. Viren sind kleinste Erreger und benötigen zur Vermehrung immer eine Wirtszelle. Je nach Art des Virus kann es zu unterschiedlichen Erkrankungen kommen. Einige dieser Erkrankungen verlaufen nahezu ohne Anzeichen, während andere wie die Tollwut immer zum Tod führen. Da häufig Ansteckungsgefahr für den Menschen oder Seuchengefahr mit Anzeigepflicht besteht, sollte der Jäger einige dieser Krankheiten erkennen können.

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Tollwut

Allgemeines

  • Immer tödlicher Verlauf
  • Hohe Ansteckungsgefahr für den Menschen
  • Infektionsweg: Biss, Lecken, Wunden, Schleimhautverletzung (Speichel)
  • Anzeigepflicht bereits bei Verdacht!

Tollwut wird durch Viren übertragen

Schon der Verdacht auf Tollwut ist unmittelbar beim Veterinäramt anzeigepflichtig.

Für den Menschen besteht eine hohe Ansteckungsgefahr und der Verlauf ist immer tödlich. Deshalb sollen erkrankte Tiere nicht berührt werden und unbedingt Schutzhandschuhe getragen werden.

Nachweis

  • Spezialuntersuchung der Veterinärämter
    • U.a. mikroskopische Untersuchung des Gehirns
  • Ganzer Wildkörper ist der Veterinärbehörde zuzuführen
  • Fuchsbalg darf nicht verwertet werden
  • Bei größeren Tieren wird nur der Kopf eingesandt

Betroffene Tiere

Füchse sind die häufigsten Tollwutträger

Krankheitszeichen

Allgemeine Zeichen

  • Unruhe und Wesensveränderung (zutraulich oder angriffslustig)
    • Fressunlust
  • Hautabschürfungen
  • Vermehrter Speichelfluss
  • Hängender Kiefer
  • Stimmveränderung

Verläufe

  • Stille Wut: Lähmungsstadium
  • Rasende Wut: BeißstadiumLähmungsstadium

Gegenmaßnahmen

  • Abschuss kranker Stücke
  • Intensive Fuchsbejagung
  • Impfköderaktionen (Fuchs)
  • Impfung von Jagdhunden
  • Ausweisung von Sperrbezirken

Hundekontakt mit tollwütigen Tieren

  • Nachweislich geimpfter Hund → Quarantäne
  • Nicht geimpfter Hund → Tötungspflicht

Wildbretverwertung

  • Genussuntauglich

Impfungen

  • Mensch: Vorbeugende Impfung empfohlen bei hohem Infektionsrisiko
    • Bei Kontakt kann eine sofortige Immunisierung durchgeführt werden
  • Hund: regelmäßige vorbeugende Impfung
    • Zeitabstand richtet sich nach Angaben des Impfstoffherstellers
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Aujeszkysche Krankheit

Allgemeines

  • Synonym: Pseudowut
  • Inkubationszeit: 2 – 6 Tage
  • In der Regel tödlich
  • Seuchengefahr
  • Anzeigepflicht für Hausschweine, jedoch nicht für Schwarzwild
  • Genussuntauglich
  • Virus ist sehr umweltstabil (bleibt bis Monate ansteckungsfähig)

Betroffene Tiere

  • Schwarzwild und Hausschweine
  • Fuchs
  • Hunde und Katzen → schnell tödlich (1 – 3 Tage)
  • Andere Tiere in Einzelfällen

Infektionsweg

  • Sekret aus Nasen- und Rachenraum von Schwarzwild
  • Aufnahme von infektiösem, rohem Fleisch (z.B. Schwein), Gescheide oder Blut

Krankheitszeichen

  • Schwarzwild
    • Asymptomatisch, allgemeine Beschwerden
    • Bei Frischlingen schnell tödlich
  • Hund und Katze
    • Wesensveränderung → „Pseudowut
    • Speichelfluss und Schluckbeschwerden
    • Atembeschwerden

Gegenmaßnahmen

Behandlung

  • Keine Behandlung
  • Keine Schutzimpfung

Vorbeugung

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Schweinepest

Allgemeines

  • Sehr umweltstabil
  • Große Verschleppungsgefahr
  • Durch Seuchen große Wirtschaftsschäden
  • Nicht auf Menschen übertragbar
  • Anzeigepflicht
  • Unterscheidung zwischen klassischer Europäischer Schweinepest (ESP) und Afrikanischer Schweinepest (ASP)

Betroffene Tiere

Infektionsweg

  • Aufnahme von virushaltigem Schweinefleisch
  • Verfütterung infizierter Speiseabfälle
  • Direkter Kontakt der Tiere
  • Indirekter Kontakt über Vektoren (z.B. Jagdbekleidung oder Messer)

Krankheitszeichen

  • Unterscheidung von Europäischer und Afrikanischer Schweinepest anhand der Krankheitszeichen nicht möglich
  • Laboruntersuchung ermöglicht Unterscheidung

Verhaltensauffälligkeiten

  • Verändertes Verhalten
  • Erhöhte Zutraulichkeit
    • Geringe Scheu
    • Tagaktiv
    • Sucht keine Deckungen auf
  • Bewegungsstörungen
  • Fieber → Abkühlung in Gewässern
    • Durst
  • Durchfall (blutig)/Erbrechen

Zeichen am Aufbruch

  • Punktförmige Einblutungen: Niere, Milz, Blase, Lymphknoten, Luftröhre
  • Starke Blutungen einzelner Organe (z.B. Darm)

Entzündungen

  • Lunge
  • Magen-Darm
  • Milz
  • Niere

Europäische Schweinepest

  • Akuter Verlauf (Frischlinge) → Hauptüberträger
  • Chronischer Verlauf (ältere Tiere)
  • Ausbildung einer Immunität nach überstandener Infektion

Afrikanische Schweinepest

Akuter Verlauf

  • Fieber
  • Durchfall
  • Tödlich innerhalb von 10 Tagen

Subakuter Verlauf

  • Fieber
  • Schwäche
  • Lungenentzündung

Chronischer Verlauf

  • Unspezifisch
  • Durchfall
  • Seltener Verlauf

Gegenmaßnahmen

Vorbeugung

  • Untersuchung von ausgewähltem Schwarzwild und Fallwild
  • Regulierung der Schwarzwildbestände
  • Vermeidung zentraler Fütterungen
  • Aufrechterhaltung der Sozialstrukturen von Rotten
  • Impfung über Köderimpfstoffe ist (für die Europäische Schweinepest) möglich

Wildbretverwertung

  • Genussuntauglich
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Myxomatose

Allgemeines

  • Hohe Sterblichkeit
  • Verschleppungsgefahr

Vorkommen

Infektionsweg

  • Stechinsekten
  • Direkten Kontakt

Krankheitszeichen

Verhaltensauffälligkeiten

  • Antriebslosigkeit
  • Bleiben dem Bau fern

Hinweise am Körper

  • Schwellung der Unterhaut (insbesondere Hodensack und Weidloch)
  • Verdickter Kopf (→ „Löwenkopf“) und Ohrmuscheln
  • Entzündete und verklebte Augenlider → Tränenfluss und Blindheit

Myxomatose Kaninchen

Gegenmaßnahmen

  • Starke Bejagung
  • Wildbret ist genussuntauglich
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Staupe

Allgemeines

  • Virusinfektion
  • Infektionsrisiko für Jagdhunde
  • Häufig tödlich

Vorkommen

Übertragung

  • Tröpfcheninfektion über alle Sekrete und Exkrete
  • Direkter Kontakt: Belecken
  • Indirekter Kontakt: infiziertes Futter oder Wasser

Krankheitsbild

Allgemeinsymptome

Organsysteme

  • Lunge: Atemnot, Husten, Nasenfluss
  • Magen/Darm: Durchfall, Erbrechen
  • Nerven: Zuckungen, Lähmung
  • Haut: Rötung
  • Geschwollene/gerötete Augenlider

Lungenentzündung bei Staupe

Komplikation

  • Bakterielle Sekundärinfektion

Spätzeichen

  • Staupegebiss: Zahndeformierungen und -defekte
  • Hartballenkrankheit: verhornte Zehen

Gegenmaßnahmen

  • Schutzimpfung für Hunde
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Leberentzündung

Allgemeines

Vorkommen

  • Hunde, insbesondere Junghunde
  • Füchse

Übertragung

  • Direkter oder indirekter Kontakt

Krankheitsbild

  • Staupeähnlich
  • Fieber
  • Magen/Darm: Bauchschmerzen, Erbrechen, blutiger Durchfall
  • Gekrümmter Rücken
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Zwingerhusten

Allgemeines

  • Multifaktorielle Erkrankung
    • Viral, bakteriell, Abwehrschwäche

Vorkommen

  • Hunde

Übertragung

  • Tröpfcheninfektion → direkter und indirekter Kontakt
  • Vorsicht bei Welpenschulen und Tierheimen

Krankheitsbild

  • Fieber
  • Atemwegsinfektion → Husten

Gegenmaßnahmen

  • Impfung möglich (keine Pflicht)
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Parvovirose

Allgemeines

  • Virusinfektion von Hunden
  • Bei Welpen schneller Tod möglich

Übertragung

  • Direkter oder indirekter Kontakt

Vorkommen

  • Hunde

Krankheitsbild

  • Mattigkeit
  • Fieber
  • Erbrechen, Durchfall
  • Herzbeteiligung mit Todesfolge möglich

Gegenmaßnahmen

  • Einmalige Impfung von Hunden ab 12 Wochen notwendig
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Rabbit Haemorrhagic Disease

Allgemeines

  • Synonyme: Rabbit Haemorrhagic Disease (RHD), Chinaseuche
  • Inkubationszeit: 1 – 3 Tage
  • Hohe Sterblichkeit (5 – 100 %)
  • Tödlich in 12 – 48 Stunden

Übertragung

  • Direkter Kontakt
  • Indirekt über Stechinsekten (Vektorenkrankheit) oder Gegenstände
  • Jungtiere erkranken nicht, sind jedoch auch Überträger

Vorkommen

Krankheitsbild

  • Wesensveränderung
  • Krampfanfälle
    • Endstadium mit krampfhaftem Überstrecken des Kopfes
  • Punktförmige Einblutungen
  • Organschwellungen
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European Brown Hare Syndrom (EBHS)

Allgemeines

  • Virale Leberentzündung des Feldhasen
  • Sehr hohe Sterblichkeit (bis zu 100 %) → Bestandsverluste
  • Ungefährlich für Menschen und andere Tiere
  • Seuchengefahr

Übertragung

  • Ausscheidung über Sekrete und Exkrete
  • Direkte fäkal-orale Übertragung
  • Indirekte Übertragung über Wasser und Futter

Vorkommen

Krankheitsbild

  • Schwäche, Apathie, Verlust der Scheu
  • Bewegungsstörungen (z.B. Paralyse der Hinterhand)
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Geflügelpest

Allgemeines

  • Synonyme: Vogelgrippe
  • Anzeigepflichtige Tierseuche
  • Verschleppung über weite Strecken durch infizierte Zugvögel
  • Erster Hinweis sind häufig gehäufte Todesfälle von Wildvögeln.
  • Übertragung auf Menschen bei intensivem Kontakt mit infizierten Vögeln möglich

Übertragung

  • Tröpfcheninfektion über eingeatmete Luft

Vorkommen

  • Wasservögel (z.B. Enten, Gänse)
  • Hühnervögel
  • Auch andere Vögel

Krankheitsbild

  • Schwäche
  • Atmungsstörungen
  • Durchfall
  • Neurologische Störungen
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Hantavirus

Allgemeines

  • Nagetiere wie Mäuse und Ratten sind die natürlichen Wirte für Hantaviren.
    • Hauptüberträger in Deutschland ist die Rötelmaus.
  • Sie tragen das Virus in sich, ohne selbst zu erkranken.
  • Übertragung auf den Menschen durch Nagetiere
    • Direkter Kontakt
    • Indirekt über Virus-belasteten Staub oder Ausscheidungen

Krankheitsbild (beim Menschen)

Eine Infektion mit dem Hantavirus kann beim Menschen eine Hantavirose auslösen.

  • Tödlicher Verlauf ist möglich
  • Fieber und grippeähnliche Beschwerden
  • Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
  • Nierenversagen

Gegenmaßnahmen

  • Keine gezielte Behandlung möglich → Vorbeugung von Infektionen
  • Hygienemaßnahmen
    • Hände waschen nach möglichem Kontakt
    • Desinfektion von verunreinigten Flächen
    • Mundschutz und Handschuhe bei der Reinigung tragen
  • Fernhalten von Ratten und Mäusen
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