Zusammenfassung
Wildkrankheiten und ihre Anzeichen zu kennen spielt eine wichtige Rolle für den Jäger. Hierbei wird am lebenden Wild und am Aufbruch das Wild auf bedenkliche Merkmale untersucht. Zum einen gilt es so Wildseuchen vorzubeugen und zum anderen die Hygiene des Wildbrets als hochwertiges Nahrungsmittel sicherzustellen.
Neben Körperkrankheiten wie Knochenbrüchen oder Vergiftungen sind vor allem die übertragbaren Krankheiten wichtig. Diese werden durch Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze hervorgerufen. Auch eine Übertragung dieser Krankheiten auf den Mensch oder Hund ist möglich.
Einige dieser Infektionskrankheiten haben ein sehr hohes Ansteckungspotential. Diese Wildseuchen sind anzeigepflichtig! Bereits der Verdacht auf das Vorliegen dieser Wildkrankheiten muss beim Veterinäramt gemeldet werden.
Grundlagen
Allgemeines
- Wildkrankheiten sind Krankheiten, die das Wild befallen können.
- Für den Jäger ist die Kenntnis von Wildkrankheiten aus den folgenden 4 Gründen wichtig:
- Schutz des Menschen (z.B. vor Tollwut)
- Einhaltung der Wildbrethygiene (Verwertbarkeit von Wildbret als Nahrungsmittel)
- Schutz vor Tierseuchen (z.B. Schweinepest)
- Beurteilung des Zustandes von Ökosystemen
Einteilung
Zum Ausbruch von Wildkrankheiten können äußere (exogene) und innere (endogene) Ursachen führen. Eine wichtige Unterform der äußeren Wildkrankheiten sind die Infektionskrankheiten.
Risikofaktoren
Die folgenden Risikofaktoren begünstigen das vermehrte Auftreten von Wildkrankheiten.
- Hohe Wilddichten
- Ungünstige Biotope
- Witterungsbedingungen
- Freizeitdruck durch Menschen (insbesondere für Wiederkäuer)
Infektionswege für den Menschen
Wildseuchen
Wildseuchen sind Infektionskrankheiten, die bei Wildtieren massenhaft auftreten können. Sie haben erhebliche Auswirkungen auf die Wildpopulation, die Landwirtschaft und die öffentliche Gesundheit. Deshalb erfordern sie schnelles Handeln, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Jäger spielen eine entscheidende Rolle in der Früherkennung und Bekämpfung von Wildseuchen.
Rechtsgrundlage
- Meldepflicht: Der Jäger muss bei Verdacht oder Ausbruch einer Wildseuche unverzüglich Meldung erstatten (§ 24 BJagdG).
- Meldung: Die Meldung erfolgt in der Regel an dasVeterinäramt.
- Konsequenzen bei Missachtung
- Ordnungswidrigkeit: Ein Verstoß gegen die Meldepflicht ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einem Bußgeld (bis 30.000 €) bestraft werden.
- Entzug des Jagdscheins: Außerdem kann eine Missachtung als gegen die Waidgerechtigkeit gewertet werden, was zum Entzug des Jagdscheins führen kann.
Anzeigepflichtige Tierseuchen
Folgende Tierseuchen unterliegen der Anzeigepflicht:
- Viren:
- Tollwut
- Schweinepest
/ Afrikanische Schweinepest - Maul- und Klauenseuche (MKS)
- Geflügelpest
- Blauzungenkrankheit
- Aujeszkysche Krankheit (Pseudowut)
- Bakterien: Milzbrand
Pflichten des Jägers
- Unverzügliche Meldung beim Veterinäramt
- Sicherung von Untersuchungsmaterial
- Schutz von Menschen und Tieren durch Fernhalten
- Unverzügliche und schadlose Beseitigung von Fallwild
Gegenmaßnahmen
- Bestandsregulierung zur Vermeidung von Überpopulation
- Biotophege zur Verbesserung der Gesundheit des Wildes
- Impfköder auslegen zum Schutz des Wildes (z.B. gegen Tollwut)
Zoonosen
- Infektionskrankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können.
Infektionskrankheiten
Begriffe
- Inkubationszeit: Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Krankheitszeichen.
- Immunität: Unempfindlichkeit gegenüber bestimmten Infektionskrankheiten
Infektionsweg
- Nahrungsaufnahme
- Direkten oder indirekten Kontakt
- Offene Wunden (auch Schleimhäute)
- Über Zwischenträger
Gegenmaßnahmen
Parasitosen
Allgemeines
Parasiten sind ein- oder mehrzellige Lebewesen die auf einem Wirtstier durch Entzug von Blut oder Nährstoffen schmarotzen. Sie können Infektionskrankheiten übertragen und erhöhen die Krankheitsanfälligkeit von Tieren. Es wird zwischen Innenparasiten und Außenparasiten unterschieden.
- Parasitosen sind Infektionskrankheiten, die durch Parasiten verursacht werden.
- Parasiten sind im Vergleich zu Viren und Bakterien relativ hoch entwickelt.
- Parasitenbefall erhöht die Anfälligkeit für andere Krankheiten.
- Wild in schlechtem Allgemeinzustand ist besonders anfällig für einen massiven Parasitenbefall.
Wildbret
- Häufig befallen Parasiten nur ein bestimmtes Organ (z.B. Leberegel oder Lungenwürmer).
- Nach Beseitigung des befallenen Organs kann das Wildbret verwertet werden.
MerkeNach Beseitigung des befallenen Organs, kann durch Parasiten befallenes Wildbret häufig verwertet werden.
Unterteilung
- Innenparasiten (Endoparasiten): Parasiten, die im Inneren des Körpers leben
- Außenparasiten (Ektoparasiten): Parasiten, die außen auf Wirtskörpern leben
Übersicht der Wildkrankheiten
Bakterielle Krankheiten
- Wild mit bakteriellen Krankheiten ist in der Regel nicht genusstauglich.
- Ausnahmen: Gamsblindheit, Strahlenpilzerkrankung
- Viele bakterielle Krankheiten sind eine Gefahr für den Menschen.
Viruserkrankungen
- Wild mit viralen Erkrankungen ist in aller Regel genussuntauglich.
Prionen
- Prionen sind Eiweiße, die sich im Gehirn ablagern und Erkrankungen verursachen können
- Beispiele
- Bovine spongioforme Enzephalopathie (BSE) → Rinderwahn
- Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen
Parasiten
Außenparasiten
Innenparasiten (nach Organen)
Wildkrankheiten nach Wildart
Die folgende Tabelle listet jagdlich relevante Wildarten und vereinfacht zugehörige Wildkrankheiten systematisch nach Gefährlichkeit und Bedeutung der Erkrankung auf.
Körperkrankheiten
Kreuzlähme (Schleuderkrankheit)
- Ursache: Unklar (möglicherweise infektiös)
- Wildarten: Rotwild und Muffelwild
- Krankheitszeichen: Vom Rückenmark ausgehende Schwäche der Hinterhand
- Gegenmaßnahme: Abschuss erkrankter Stücke