Einführung
Du willst raus in die Natur, Wildtiere hautnah erleben und Verantwortung für dein Fleisch übernehmen? Dann ist der Jagdschein dein Einstieg zur Jagd.
Außenstehende sehen es als ein "Hobby". Für uns Jäger ist Jagd mehr: Einklang mit der Natur, Demut gegenüber dem Wild und Wertschätzung von Wildbret.
In diesem Artikel erfährst du, wie du deinen Jagdschein machst. Wir führen dich durch alle Schritte und warnen dich vor typischen Stolpersteinen.
Warum einen Jagdschein machen?
Die DJV Jungjägerbefragung 2021 zeigt: Menschen haben viele Gründe, den Jagdschein zu machen. Die Hauptmotivationen sind draußen sein und Naturschutz.
Voraussetzungen für den Jagdschein
Um in Deutschland einen Jagdschein zu bekommen, musst du folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Mindestalter:
- Ausbildung: Zum Beginn der Ausbildung musst du mindestens 15 Jahre alt sein.
- Jugendjagdschein: Ab 16 Jahren gibt es den eingeschränkten Jugendjagdschein. Mit diesem darfst du unter Aufsicht eines Jägers zur Jagd gehen.
- “Echter” Jagdschein: Den uneingeschränkten Jagdschein gibt es mit 18 Jahren. Dann darfst du alleine zur Jagd gehen und an Gesellschaftsjagden teilnehmen.
- Zuverlässigkeit: Ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis belegt deine Zuverlässigkeit. Ohne Zuverlässigkeit wirst du nicht zur Jägerprüfung zugelassen.
- Haftpflichtversicherung: Eine Jagdhaftpflichtversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie sichert gegen Schäden ab, die während der Jagdausübung entstehen können.
- Persönliche Eignung: Angehende Jäger müssten körperlich und geistig geeignet sein. Bei Drogenabhängigkeit besteht zum Beispiel keine persönliche Eignung.
- Ausbildungsdauer: In einigen Bundesländern sind 60 bis 130 Stunden bei einer Jagdschule nachzuweisen.
- Jägerprüfung (Grünes Abitur): Das Bestehen der Jägerprüfung ist Pflichtvoraussetzung für den Jagdschein. Sie besteht aus drei Teilen:
- Schriftliche Prüfung
- Mündliche Prüfung
- Schießprüfung
Zusammengefasst: Für den Jagdschein musst du mindestens 16 Jahre alt sein, die Jägerprüfung bestehen, ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und eine Jagdhaftpflichtversicherung abschließen.
Jagdschulen und Jagdkurse
Für den Weg zur Jägerprüfung brauchst du eine Jagdschule. Bei der Suche nach der passenden Jagdschule musst du dich für eine Kursart entscheiden. Es gibt Vollzeitkurse, die 1 bis 3 Wochen dauern und Teilzeitkurse, bei denen du die Jagd über 3 bis 6 Monate lernst.
Kursarten zum Jagdschein
Die Wahl des Kurses hängt von deiner Zeit ab. Berufstätige mit wenig Zeit profitieren oft von einem Schnellkurs, während Teilzeitkurse mehr Zeit zur Vertiefung des Stoffes bieten.
Kreisjägerschaft oder private Jagdschule?
Wenn du den Jagdschein machen willst, kannst du zwischen einer Kreisjägerschaft und einer privaten Jagdschule wählen. Beide Optionen haben Vor- und Nachteile. Diese zeigen sich vor allem in den Kosten, aber auch in der Ausbildungsdauer.
Jägerprüfung
Themen in der Jägerprüfung
Bei der Jägerprüfung werden sowohl theoretische als auch praktische Inhalte abgefragt. Hierzu gehören:
- Wildbiologie: Haarwild und Federwild
- Naturschutz, Landbau, Waldbau
- Jagdbetrieb, Wildhege, Jagdhunde
- Wildbrethygiene
- Waffentechnik und Waffenhandhabung
- Rechtskunde: Jagdrecht, Waffenrecht, und Naturschutzrecht
Schriftliche Prüfung
Die schriftliche Prüfung ist der erste Teil der Jägerprüfung und überprüft dein Wissen in verschiedenen Bereichen wie Wildbiologie, Naturschutz, Jagdpraxis, Waffenrecht und Unfallverhütungsvorschriften.
- Inhalte der schriftlichen Prüfung:
- Wildbiologie (Haarwild, Federwild, Wildkrankheiten)
- Naturschutz und Wildhege
- Jagdpraxis (Jagdbetrieb, Wildschadensverhütung, Landbau und Waldbau)
- Waffentechnik und Waffenrecht
- Jagdrecht und Unfallverhütungsvorschriften
- Prüfungsformat: In den meisten Bundesländern erfolgt die Prüfung im Multiple-Choice-Format. Einige Bundesländer ergänzen dies durch offene Fragen, die das tiefergehende Verständnis abprüfen.
Mündliche Prüfung
Die mündliche Prüfung ist der zweite Teil der Jägerprüfung. Hier wird das Verständnis für jagdliche Zusammenhänge sowie die sichere Handhabung von Waffen überprüft. Der Prüfling muss nachweisen, dass er die Theorie mit der Praxis verbinden kann.
- Inhalte der mündlichen Prüfung:
- Wildbiologie, Naturschutz und Jagdpraxis: Der Prüfling muss nachweisen, dass er die Zusammenhänge dieser Bereiche versteht.
- Waffenhandhabung: Der sichere Umgang mit der Jagdwaffe wird geprüft.
- Erkennen von Tierpräparaten und Pflanzen: Der Prüfling muss Wildarten und Pflanzen erkennen und deren Bedeutung erklären können.
🎬 Prüfungssimulation Waffenhandhabung (Drilling)
Wir haben eine komplette Serie zur Waffenhandhabung bei der Jägerprüfung gemacht. Hier ein Beispiel mit "Jagdschülerin" Lisa und Prüfer Chris am Drilling:
Typische mündliche Prüfungsfragen
Schießprüfung
Die Schießprüfung überprüft, ob du präzise schießen kannst. Geprüft wird das mit Büchse, Flinte und in einigen Bundesländern auch mit der Kurzwaffe.
Die Anforderungen variieren je nach Bundesland in Bezug auf Trefferzahl, Schussdistanz und Zielarten.
Jagdscheinarten in Deutschland
In Deutschland gibt es mehrere Arten von Jagdscheinen. Sie werden je nach den Bedürfnissen und Voraussetzungen der Jäger ausgestellt. Diese sind im Bundesjagdgesetz (BJagdG) und den entsprechenden Landesjagdgesetzen geregelt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Jagdscheinarten:
Jägerprüfung bestanden - Wie geht’s weiter?
Nach deiner bestandenen Jägerprüfung, stehen dir viele Möglichkeiten offen. Hier erfährst du, wie du deine erste Jagdgelegenheit findest.
Jagdschein lösen
Der nächste Schritt nach der Prüfung ist das Lösen des Jagdscheins bei der zuständigen Unteren Jagdbehörde. Dazu benötigst du:
- Jagdhaftpflichtversicherung: Eine gültige Versicherung, die du für ein oder drei Jahre abschließen musst.
- Zuverlässigkeitsnachweis: Die Behörde prüft regelmäßig, ob du die erforderliche Zuverlässigkeit gemäß dem Bundesjagdgesetz (z. B. durch Vorlage eines Führungszeugnisses) besitzt.
Nach der Beantragung erhältst du deinen Jagdschein. Damit darfst du endlich jagen. Jetzt fehlt nur noch eine Jagdgelegenheit.
Die Kosten für das Lösen des Jagdscheins variieren je nach Bundesland. Sie liegen in der Regel zwischen 60 und 200 Euro.
Ab in die Praxis: Erfahrungen sammeln
Für viele Jungjäger, die keine Jägerfamilie haben, ist der Einstieg in die Jagd herausfordernd. Hier sind einige Möglichkeiten, wie du praktische Erfahrungen sammeln kannst:
Begleitung durch erfahrene Jäger
Es empfiehlt sich, zu Beginn einen erfahrenen Jäger zu begleiten. Dabei kannst du wichtige Jagdtechniken wie das Ansprechen des Wildes und das Aufbrechen lernen. Du wirst schrittweise in die Praxis eingeführt. So kannst du erste, wertvolle Erfahrungen sammeln.
Jagdgelegenheiten finden
Du hast kein eigenes Revier und kennst niemanden mit Revier? Dann geht die Suche nach einm Begehungsschein los.
Ein Begehungsschein kann kostenlos oder gegen Bezahlung angeboten werden. Er erlaubt dir, in einem bestimmten Revier zu jagen. Begehungsscheine findest du oft:
- In Jagdzeitungen
- Auf Online-Plattformen
- Bei den Landesforsten – diese bieten teilweise vergünstigte Angebote speziell für Jungjäger.
Nach deinem vierten Jagdjahr, bist du kein Jungjäger mehr. Dann kannst du ein eigenes Jagdrevier pachten.
Schießübungen und Weiterbildungen
Als Jäger bist du dazu verpflichtet, regelmäßig deine Schießfertigkeiten zu trainieren. In einigen Bundesländern ist der Schießnachweis für bestimmte Jagdformen, wie Gesellschaftsjagden, Pflicht. Besuche regelmäßig Schießstände, um deine Fähigkeiten zu verbessern und sicher im Umgang mit der Waffe zu bleiben.
Zusätzlich bieten die Landesjagdverbände viele Fortbildungen an. Sie vertiefen dein Wissen und bilden dich in speziellen Bereichen weiter. Hier sind einige beliebte Fortbildungen:
- Hundeführerlehrgänge: Für alle, die planen, einen Jagdhund zu führen.
- Fangjagdlehrgänge: Spezialisierung auf den Einsatz von Fallen zur Wildregulierung.
- Kurs zur „Kundigen Person“: Hier lernst du, wie du Trichinenproben entnimmst und Wildbret hygienisch beurteilst.
- Wildzerwirkkurse: Perfektioniere deine Fähigkeiten im Zerwirken und Verarbeiten von Wild.
- Motorsägenkurse: Sie sind hilfreich, wenn du im Revier mit Holzarbeiten zu tun hast.
Mitgliedschaften und Netzwerken
Eine Mitgliedschaft in einem Jagdverband bringt zahlreiche Vorteile:
- Jagdgelegenheiten: Ohne Jagdmöglichkeiten ist es schwer, regelmäßig zu jagen. Der Anschluss an eine Jägergemeinschaft, oft durch lokale Kreisjägerschaften oder Hegeringe, erleichtert es, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam zur Jagd zu gehen. Viele Jäger finden ihre erste Jagdmöglichkeit durch Empfehlungen oder Begehungsscheine, die innerhalb dieser Netzwerke angeboten werden.
- Beratung und Unterstützung: Die Jagdverbände stehen dir in allen jagdlichen Angelegenheiten beratend zur Seite. Von rechtlichen Fragen bis hin zu Jagdpraxis – du erhältst Unterstützung und kannst von den Erfahrungen anderer profitieren. Zudem bieten sie kostengünstige Trainingsmöglichkeiten auf Schießständen an.
- Rabatte und Vergünstigungen: Mitgliedern werden oft exklusive Rabatte auf Jagdausrüstung, Jagdhaftpflichtversicherungen oder sogar Fahrzeuge gewährt. Diese Vorteile können dir auf lange Sicht viel Geld sparen.
- Naturschutzprojekte und Kontakte knüpfen: Jagd ist nicht nur Wildbewirtschaftung, sondern auch Naturschutz. Durch die Teilnahme an Artenschutz- und Naturschutzprojekten kannst du dich aktiv in den Erhalt unserer Lebensräume einbringen und gleichzeitig neue Kontakte innerhalb der Jägerschaft knüpfen.
- Vorteile für Jungjäger: Viele Verbände bieten spezielle Programme und vergünstigte Angebote für Jungjäger an, wie reduzierte Schießstandgebühren oder Fortbildungskurse. Diese Programme helfen Jungjägern, sich schneller in der Jägerschaft zu etablieren und weiterzubilden.
Politische Interessenvertretung
agdbände leisten wertvolle Arbeit in der politischen Vertretung und Öffentlichkeitsarbeit. Trete einem Verband bei und unterstütze die Jagd in Deutschland!
Fazit: Dein Weg als Jäger
Nach der Jägerprüfung liegt der Fokus auf praktischem Erfahrung und Wissen. Suche aktiv nach Jagdmöglichkeiten, tritt Jagdverbänden bei und bilde dich weiter. Mit Geduld und Engagement wirst du schnell deinen Platz in der Jägerschaft finden.